Amsterdam Marathon 2008
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Autor und Copyright: Herbert Steffny
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Kenianischer Doppelsieg in Amsterdam - dem Venedig des Nordens
(von Herbert Steffny am 19.10.2008 aus Amsterdam)

Marathon Vortrag oder Workshop mit Herbert Steffny?


Start im 80 Jahre alten Olympiastadion von 1928
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)


In der Innenstadt vorbei am Amstel-Hotel
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)

Start und Ziel im Olympiastadion von 1928

Amsterdam richtet zum 33.Mal seit 1975 auf einem bekannt flachen und schnellen Kurs den zweitgrößten Marathon in den Niederlanden aus. Rund 8.000 Läufer aus 64 Nationen, darunter etwa 17 Prozent Frauen begeben sich auf eine 42,195 Kilometer lange Besichtigungstour oder jagen ihre persönlichen Bestzeiten. Im letzten Jahr waren von den acht Topläufern der Weltbestenliste vier ihre Zeit in der niederländischen 1,5 Millionen Metropole gelaufen, deren Fundamente auf etwa fünf Millionen Tannenstämmen aus dem Schwarzwald stehen sollen. Also schon zwei gute Gründe für mich aus Titisee, wo die Holländer so gerne Urlaub machen, runter ins nordeuropäische Flachland zu fahren, um vor Ort zu recherchieren. Elf Läufer unterboten 2007 bei idealen Wetterbedingungen die 2:10 Stunden Grenze. In diesem Jahr regnete es in den Tagen zuvor ein wenig, am Renntag war es dann aber trocken, anfangs bedeckt bei rund 14 Grad am Start um 10.30 und später bei etwas störendem Wind sogar sonnig. Der Publikumszuspruch auf der verkehrsfreien und (manchmal zu) gut abgesperrten Strecke ist ordentlich aber nicht mit Berlin, Hamburg oder New York zu vergleichen. An vielen Stellen sorgen Bands für musikalische Unterstützung und die vielen Sehenswürdigkeiten machen das Rennen kurzweilig.

Halbmarathon und 7,5km Lauf im Rahmenprogramm

Zeitversetzt startet am nachmittag um 14.00 auch ein Halbmarathon mit über 8.000 Startern und vorher ein 7,5 Kilometer Jedermannslauf, an dem der Frauenanteil sogar 53 Prozent beträgt. Die Begleitpersonen der Marathonis und Marathonias müssen also nicht unbedingt die volle Distanz laufen, um sportlich in Amsterdam dabei gewesen zu sein. Wer sich auf die Betreuung der Liebsten beschränkt, wird es mit etwas Geschick und einem Tagespass ("24-uurskaart") für den öffentlichen Verkehr bewaffnet schaffen am Start und Ziel zu sein und unterwegs wenigstens zwei bis drei weitere Stellen am Kurs anzulaufen. Die Alternative wäre ein Fahrrad, denn es gibt in der drahteselverrückten Stadt entlang aller Strassen genügend Radwege.


Landestypisch: Frauenspitze an der Windmühle am Amstelpark, hier kann es windig sein!
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)

Streckenrekord gehalten von Gebrselassie

Den Streckenrekord mit 2:06:20 Stunden hält kein Geringerer als Haile Gebrselassie, der 2005 im Venedig des Nordens gewann. Dennoch ist der Amsterdam Marathon eher ein Rennen der zweite Reihe der absoluten Weltspitze. Die großen Namen gehen nach New York, Chicago, Boston, London, Dubai (Petrol-$$$!) oder nach Berlin. Haile Gebrselassie hält Berlin für noch schneller, was er letztlich auch mit zwei Weltrekorden untermauerte. Hinzu kommt, dass sein Schuhartikelhersteller auch der Hauptsponsor in der Bundeshauptstadt ist. Die Favoriten bei den Männern kamen erwartungsgemäß aus Kenia und Äthiopien. Zwei frühere Sieger, Robert Cheboror (2004 in Bestzeit 2:06:23 Stunden) und Solomon Bushendich (gewann 2006) führten die illustre Gruppe der acht Spitzenläufer an, die bereits unter 2:10 Stunden liefen. Bei den Frauen ist das Feld seit Jahren schwächer, aber der Streckenrekord von 2:22:19 Stunden von Gete Wami, den sie im Jahre 2002 gleich bei ihrem Debüt aufstellte, kann sich international sehen lassen. Die schnellsten Bestzeiten brachten die Kenianerin Beatrice Omwanza und die Äthiopierin Adenech Zekiros mit an die Amstel, an deren Ufern ein Großteil der idyllisch gelegenen Strecke entlangführen. Dass es hier auch windanfällig sein kann, davon zeugen die postkartenreifen Windmühlen in diesem Streckenabschnitt. Der Start ist im mittlerweile 80 Jahre Olympiastadion. Nach einer Einführungsschleife vorbei am Reichsmuseum von rund sieben Kilometern geht es den Amstelufern entlang zu einer Sightseeing-Tour in Richtung Innenstadt, entlang an diversen Graachten, vorbei am Tropenmuseum, zurück über die Amstelbrücke beim schönen Amstel Hotel, nochmals am Tropenmuseum vorbei und zurück ins Olympiastadion.


Deichläufer und Wasserfreunde an der Amstel
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)

Mischung aus ländlicher Idylle und Citykurs

Nach dem Startschuss geht es nach einer halben Stadionrunde zunächst auf die beschriebene Einführungsschleife, die auch durch die größte und beliebteste Grünfläche Amsterdams, den Vondel Park führt. Nachdem man das Olympiastadion zum zweiten Mal passiert hat, durchläuft man den Stadtteil Rivierenbuurt zum Amsteldeich. Das schmale Ufersträßchen entlang der früheren Olympiastrecke ist nicht überall geteert, sondern auch schon mal mit ortsüblichem Ziegelstein gepflastert. Die Blaue Linie windet sich bei 14 Kilometern zweimal an der imposanten Windmühle am Amstelpark und weiter südwärts nach Ouderkerk an zahlreichen alten Villen vorbei. Auf dem Fluss herrscht unterdessen ein reges sonntägliches Treiben von Ruder-, Ausflugs- und Motorbooten. Für Abwechslung sorgt auch der Blick aufs andere Ufer, wo einem die Eliteläufer bereits entgegenkommen. Nach diesem idyllisch-ländlichen Teil mit wenig Zuschauern geht es bei 25 Kilometern zurück in die Innenstadt, wo es wieder bunter und lauter zugeht. Auch hier bieten sich demjenigen, der einen Fotoapparat mitnimmt, zahlreiche Motive, die so wohl nur in Amsterdam abgelichtet werden können. Das freundliche Wetter dürfte diesmal zeitweilig für beste Lichtverhältnisse gesorgt haben.


Erster großer City Marathon Titel für den Halbmarathon Weltmeister Paul Kirui aus Kenia
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)

Paul Kirui mit erstem großen Marathon Sieg

Die Eliterennen hatten wieder zahlreiche Tempomacher, die ihren Dienst für die verschiedenen Gruppen und Einzelläufer bis Halbmarathon oder Kilometer 25 versahen. Bei den Männern lag bei 14 Kilometern noch eine 17-köpfige "kenianische" Spitzengruppe mit allen Favoriten zusammen, dahinter folgte bereits mit einer Minuten Abstand eine eher "äthiopische" Verfolgergruppe. Die Halbmarathon Marke wurde in 63:25 Minuten durchlaufen. Bei 25 Kilometern lagen immer noch rund 15 Läufer zusammen. Aber schon hier zeigte sich Paul Kirui, der Zweitschnellste im Feld (2:06:44 Stunden Rotterdam, 2006) und Halbmarathon-Weltmeister von 2004 in vorderster Front. Schließlich konnte sich der 28-Jährige an der Brücke über die Amstel bei 37 Kilometern vor dem Amstel-Hotel von Robert Cheboror lösen und einem ungefährdeten Sieg in 2:07:52 Stunden entgegen stürmen. Das war sein erster Sieg überhaupt bei einem großen City Marathon. Noch schneller als er legte allerdings der Debütant Chala Dechase aus Äthiopien die letzten Kilometer zurück. Lief er lange Zeit in der zweiten "äthiopischen Gruppe" eher verhalten mit, so begab er sich in der zweiten Hälfte auf die Verfolgungsjagd und legte in 2:08:31 Stunden eine glänzende Premiere hin. Der schüchterne Läufer begann erst letztes Jahr mit ernsthafterem Training. Für den Schnellsten im Feld, Robert Cheboror reichte es in diesem Jahr nur zum dritten Platz in 2:09:13 Stunden, dahinter lief der Vierte Jonathan Kosgei in 2:09:22 Stunden noch persönliche Bestzeit und blieb wie der Fünfte Jackson Koech (2:09:42) noch unter 2:10 Stunden. Zufrieden mit seinem Debüt zeigte sich im Ziel der 5.000-m-Weltmeister von 2005 Benjamin Limo aus Kenia. Als Zwölfter kam er bei seinem Marathondebüt in 2:12:46 Stunden ins Olympiastadion. Gefeiert und bester Weißer wurde auf dem 14. Platz der Niederländer Hugo van den Broek in 2:13:51 Stunden. Das bedeutete auch gleichzeitig niederländische Jahresbestzeit. Kurz dahinter landete sein persönlicher Hase Saji Bouazza aus Marrokko völlig abgekämpft in 2:14:26 Stunden im Ziel.


Lydia Cheromei (10) und Adenech Zekiros lieferten sich am Amstelufer einen spannenden Zweikampf
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)

Sieg nach Dopingsperre und Mutterschaftspause

Bei den Frauen gab es nach einem Drittel der Strecke nur noch einer Dreiergruppe mit den beiden Äthiopierinnen Adenech Zekiros und Asnakech Mengistu und der Debütantin Lydia Cheromei aus Kenia, die allerdings als Geheimfavoritin galt. Die wegen Dopings (Clomiphene) für zwei Jahre bis 2007 gesperrte Athletin gewann vor fünf Wochen den Rotterdamer Halbmarathon in Bestzeit, schnellen 1:08:32 Stunden, was zwar ein Ausrufezeichen setzte, aber noch kein Garant für eine erfolgreiche Marathonpremiere bedeuten muss. Die Junioren-Cross-Weltmeisterin von 1991 und Halbmarathon-Vize-Weltmeisterin aus dem Jahre 2004 war v.a. auch auf der Bahn als Olympia-Sechste und WM-Fünfte über 5.000 Meter erfolgreich. Nach einer Mutterschaftspause startete die 31-Jährige ihr Training wieder im November des letzten Jahres. Lydia Cheromei durchlief Halbmarathon (1:12:24 Stunden) und bis 25 Kilometern noch Seite an Seite mit Adenech Zekiros, die dann aber abreissen lassen musste. In 2:25:56 Stunden konnte die Kenianerin unangefochten ihre eigenen hohen Erwartungen erfüllen. Die Äthiopierin Zekiros belegte im Finale deutlich abgeschlagen den zweiten Platz in 2:30:17 Stunden. Dritte wurde ihre Landsfrau Marta Markos in 2:32:32 Stunden, die sich an der vollkommen einbrechenden Asnakech Mengistu, die noch auf den fünften Platz zurückfiel, vorbeischieben konnte. Beste Nichtafrikanerin wurde die Schwedin Lena Gavelin als Achte in 2:38:44 Stunden.


Dem Äthiopier Chala Dechase (31) gelang aus der zweiten Gruppe beim Debüt noch der Durchmarsch bis auf den 2.Platz!
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)

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240 Deutsche liefen in Amsterdam

Schnellster Deutscher unter 373 Finishern (davon rund 240 Marathonläufer, der Rest lief Halbmarathon oder die 7,5 Kilometerstrecke) war Philipp Perdelwitz aus Bargteheide in 2:45:28 Stunden. Schneller im deutschsprachigen Raum war allerdings der Schweizer Patrick Wieser aus Winterthur, der in flotten 2:29:15 Stunden ins Ziel kam. Immerhin machten sich 105 Schweizer und Schweizerinnen auf den langen Weg nach Amsterdam. Fast genauso weit, aus Bad Säckingen am Hochrhein, mußte Ute Großkopf als schnellste deutsche Frau in 3:23:44 Stunden anreisen. Insgesamt waren 5.972 Läufer im Ziel, das nach 6:30 Stunden schloss.

Ergebnisse Männer:

1. Paul Kirui KEN 2:07:52
2. Chala Dechase ETH 2:08:31
3. Robert Cheboror KEN 2:09:13
4. Jonathan Kosgei KEN 2:09:22
5. Jackson Koech KEN 2:09:42
6. James Rotich KEN 2:10:04
7. Deriba Deme ETH  2:10:13
8. John Kibowen KEN  2:11:28
9. Albert Matebor KEN 2:11:34
10. Dejene Berhanu ETH 2:12:23
11. Silas Toek KEN 2:12:27
12. Benjamin Limo KEN 2:12:46
13. Solomon Tsige  ETH 2:13:23
14. Hugo van den Broek NED 2:13:51
15. Saji Bouazza MAR 2:14:26


Ergebnisse Frauen:

1. Lydia Cheromei KEN 2:25:57
2. Adenech Zekiros ETH 2:30:17
3. Marta Markos ETH 2:32:32
4. Risper Kimaiyo KEN 2:33:33
5. Asnakech Mengistu ETH 2:34:3
6. Mindaye Gishu ETH 2:35:51
7. Yeshimebet Tadesse ETH 2:37:42
8. Lena Gavelin SWE 2:38:44
9. Veena Reddy USA 2:39:33
10. Elaine Coburn FRA 2:54:58

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