Dwain Chambers - all you can eat

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Copyright, Text, Fotos: Herbert Steffny
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Dopingbeichte Dwain Chambers - "all yo can eat" und nicht erwischt

(4.3./8.3.2009)

Es ist schon erstaunlich was manche so in sich hineinfressen. Nicht nur die moralische Last ein Doping-Betrüger zu sein, sondern ich meine das ganz vordergründig, nämlich was und um welchen Preis Sportler bereit sind für den erhofften Erfolg an Pillen und Drogen zu schlucken und zu spritzen. Aber nicht nur Sportler betrachten ihren Körper und die Gesundheit offenbar als etwas, dass man hemmungslos ausbeuten kann, statt sorgsam damit umzugehen. Der Europameister in der 4x100 Meter Staffel Dwain Chambers hat in seiner gerade erscheinenden Autobiografie "Race Against Me" tüchtig ausgepackt und den Leser tief in seinen Doperalltag blicken lassen.

Nur die Dummen werden erwischt

Der von Geldnöten geplagte Brite muss schließlich inhaltlich schon etwas rauslassen, wenn es ein Bestseller werden soll. Der Erscheinungstermin ist sorgfältig ausgewählt, startet Chambers nach viel hin und her nun doch am Wochenende bei der Hallen Europameisterschaft für Großbritannien in Turin. Auszüge aus seinem Buch werden derzeit in der Tageszeitung Daily Mail veröffentlicht, am 3.3.2009 etwa unter der Überschrift: "Only the stupid get caught" soll heißen: nur die Dummen werden erwischt. Dwain Chambers, war 2003 positiv auf die zuvor kaum nachzuweisende Designer-Droge THG getestet und danach gesperrt worden. Seine zwischen Januar 2002 und Herbst 2003 erzielten Resultate wurden annulliert. Der muskelbepackte 30-jährige Sprinter gab unter anderem an, dass er während seiner Dopingzeit eine Unmenge Dopingmitteln und Cocktails konsumiert haben will, darunter EPO, Testosteron, Wachstumshormon HGH, Insulin und synthetisches THG. Mental sei er ein Wrack gewesen. Der Vertrag über 200.000 Pfund mit seinem Sportausrüster wäre halbiert worden, hätte er nicht mehr zu den Top-Drei der Rangliste gehört. Das mag einiges erklären, aber es gibt aus meiner Sicht keine Logik dafür zu dopen, also zu betrügen oder zum kriminellen Drogenschmuggler zu werden. Der WM Dritte von 1999 schildert u.a. wie er auf dem Flughafen in Miami Angst hatte verhaftet zu werden, denn er hatte "soviel Doping dabei, dass ich damit einen Elefanten hätte töten können!" Die im Gepäck befindlichen Tuben mit den Namen "The Clear" oder "The Cream" aus dem Balco Labor mußten auf Eis gekühlt in Beutel verpackt werden, sonst wären sie verdorben.

30.000 Pfund für 300 Drogen im Jahr!

Um der schnellste Mann der Welt zu werden, nutzte er den Rat des Pharmakologen Victor Conte, den Chambers noch heute als Vaterfigur ansieht und mit ihm Kontakt hält. "Es waren mehr als 300 verschiedene Substanzen in einem Jahr. Die Kosten dafür betrugen 30.000 Pfund. Dafür habe ich meine Bestzeit in einem Jahr von 9,97 auf 9,87 Sekunden verbessert. Der Preis: schlaflose Nächte, Angstzustände, Krampfschmerzen sowie andauernde Blutchecks, um einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zu verhindern. "Nach vier Monaten im Programm war ich fast täglich auf Drogen. Zu diesem Zeitpunkt war ich ein umherlaufender Junkie. Die ausgetüftelten modernen Dopingtestverfahren entdeckten nichts! Ich bin regelmäßig kontrolliert worden, zehnmal zum Zeitpunkt meines EM-Titels 2002. Nie wurde ich positiv getestet!" schreibt der 30-Jährige, oder: "Manchmal war der Schmerz zuviel. Eines morgens lag ich auf dem kalten Boden des Badezimmers in Agonie und mit Magenkrämpfen und fragte mich: Wie lange werde ich das Programm noch aushalten? Mein Körper wehrte sich gegen den Dreck, aber ich nahm es weiter bis ich erwischt wurde... Ist das nicht verrückt?" Meine Antwort: Ja, das ist verrückt! (unter Verwendung von sid/leichtathletik/dailymail)

Passend dazu: Lügen haben lange Beine - Der tiefe Fall der Marion Jones

 

Dwain Chambers EM Finallauf in Turin vom 8.3.2009 auf You Tube

Phänomenal! Dwain Chambers bei EM sauber, aber schneller als gedopt!

Nachtrag mit Stirnrunzeln (8.3.2009):

Der Brite Dwain Chambers gewann bei der Hallen EM am 8.3.2009 den Sprint Titel und verbesserte im Halbfinale sogar noch den Europarekord über 60 Meter auf 6,42 Sekunden. Seine vorherige Bestleistung war 6,54 Sekunden. Am Weltrekord schrammte der bekennende Dopingsünder nur um drei Hundertstel vorbei. Nun stellt sich mir die Frage: Erst wird der Brite mit Doping schneller als sauber und nun läuft er wieder sauber(?) noch schneller als gedopt? Ist Doping demnach also nur ein Placebo oder wie meint das Herr Chambers, wenn er zugibt immer noch die besten Kontakte zu Herrn Victor Conte zu haben? (s.o.).

"Doping bringt nichts - von Natur aus ultraschnell"

Lassen wir den dubiosen Sprinterkönig es selbst erklären: "Das beweist mir, dass das Zeugs, was ich vor sechs Jahren geschmissen habe, nichts gebracht hat. Ich bin einfach von Natur aus ultraschnell!" Der Internationale Leichtathletikverband IAAF ist ebenfalls nicht sehr begeistert. In seinem Enthüllungsbuch legte sich der im Glashaus sitzende Chambers zudem mit allem an, was in der Leichtathletik Rang und Namen hat. Man erwägt (erst jetzt) eine erneute Sperre, da Chambers die früher zu Unrecht kassierten Meisterschaftsprämien noch nicht an die IAAF zurückgezahlt habe, so IAAF-Sprecher Nick Davies zur Nachrichtenagentur AFP. Es soll sich dabei um eine sechsstellige Summe handeln. Nun dürfte Chambers mit seinem mittlerweile veröffentlichten Enthüllungsbuch, nebst der frisch erlaufenen Europameisterschafts- und Europarekordprämie wieder ein wenig Geld in der Kasse haben.... vielleicht ließ ihn der Internationale Verband zur Geldbeschaffung deswegen noch einmal bei der EM antreten und sperrte ihn nicht wegen schlechter Zahlungsmoral schon vorher?

Der Trouble für den Sprinter geht weiter: Der Britische Leichtathletik Verband hat Chambers trotz seines EM-Titels nicht für das Staffelteam für die WM in Berlin vornominiert. Grund: Er würde von fast allen internationalen Leichtathletik Sportfesten boykottiert und könne daher entsprechende Leistungsnachweise nicht erbringen.

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