Florenz Marathon 2008
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Autor und Copyright: Herbert Steffny
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42,195-faches Sightseeing durch die Renaissance Metropole
(von Herbert Steffny am 30.11.2008 aus Florenz)

Marathon Vortrag oder Workshop mit Herbert Steffny?


Düstere Aussichten am Start. Mit Regenschutz am Piazzale Michelangelo
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)


Nasse Füße und Plattenpflaster
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)


Enge Gassen und Läufermassen
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)


Kenia dominiert unterm Campanile
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)


Bei km 28 zum ersten Mal am gewaltigen Komplex des Duomo, Campanile und Baptisterium vorbei.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)


Gut gelaunt: Läufer mit Fahne
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)


Mächtig: der Palazzo Vecchio
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)


Lang und schlank - Die Italienerin Giovanna Volpato bei 40km unterm Campanile des Duomo alleine in Front
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)


Endlich geschafft! Ein großartiger Zieleinlauf vor Santa Croce
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)


Lohn der Mühe: eine hübsche Medaille mit drehbarer Münze, dem "Fiorentino", einer Goldmünze aus dem 13.Jahrhundert.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)

Florenz ist einer der letzten Marathons in der Saison, aber immerhin nach Rom mit 7.201 Finishern der zweitgrößte Marathon in Italien. Die Preise für Reise und Unterkunft sind zu dieser Jahreszeit in der Toskana erschwinglich, die Hotels in der Touristenmetropole zu vernünftigen Preisen noch buchbar und viele Zimmer frei. Kein Schlangestehen an den Museen und Bauwerken und nur selten verstopft eine Busladung japanischer Touristen die engen Gassen der 356.000 Einwohner zählenden Stadt am Fluss Arno, deren Haupteinkunftsquelle mit 6,5 Millionen Besuchern jährlich eben der Tourismus ist. November, Anfang Dezember ist Nebensaison, da kommen der Stadt, ähnlich Honolulu auf Hawaii, Tausende von Marathonläufern zur Belebung der "Sauren Gurkenzeit" gerade recht.

Winterzeit ist Regenzeit

Leider ist der Mittelmeerraum Winterregengebiet, so dass es nicht immer die südländische Sonnengarantie gibt. Neun Regentage sind in dieser Jahreszeit normal und Temperaturen zwischen 3 und 14 Grad an der Nacht- bzw. Tagesordnung. Im Bergland um Florenz gab es bereits die ersten Schneeschauer. Wie im letzten Jahr regnete es rechtzeitig zum Start der diesjährigen 25. Jubiläumsausgabe und danach für die ersten 1:30 Stunden. Danach kam zeitweilig bei Temperaturen um 10 Grad und leichtem Wind sogar kurz die Sonne raus, die aber schnell wieder finsteren Wolken wich, was nichts Gutes verhieß. Am Abend gab es ein heftiges Gewitter, bei dem es schüttete und hagelte wie aus Kübeln, aber da war das Rennen zum Glück längst vorbei. Wohl dem der von den meist afrikanischen, aber fliegenden Straßenhändlern je nach Verhandlungsgeschick einen Regenschirm für 3 bis 5 Euro ergattern konnte. Wir sind jedenfalls ein zweites Mal an diesem Tage nass geworden.

Schaurig schöner Startplatz

Ritardo! Verspätung! Das ist dem Italienkenner geläufig. Statt 9.00 Uhr nun Start um 9.20 Uhr, ...wegen des Fernsehens. Zum Startplatz muss man allerdings erst einmal kommen. Wohl dem, der sich ein Hotel zwischen Startpunkt und Zieleinlauf gebucht hat. Es gibt einen Shuttlebus Service vom Arno Ufer auf die Anhöhe oder man steigt über Treppen erst mal oben auf den tollen Aussichtsplatz Piazzale Michelangelo. Luxuriöser ist es natürlich mit dem Taxi und Läufer bekamen sogar einen kleinen Sonderrabatt, vom Hauptbahnhof waren es erstaunlich günstige 10,-- Euro! Der Regen setzte ungefähr eine Stunde vor dem Start ein und bald wimmelte es von in Müllbeuteln und Wetterjacken verpackten Läufern, praktischerweise war sogar ein Regenschutz im Startbeutel vorhanden. Nahezu unbekleidet und unbekümmert überschaut dagegen eine Kopie der berühmten David Statue von Michelangelo das hektische Gewimmel, diesen Auflauf in Regenfolie. Die Strecke und die Stadt liegt einem vom rund 60 Meter höher gelegenen berühmten Aussichtspunkt gewissermaßen zu Füßen, aber das schaurig-schöne obligatorische Panoramabild zeigte diesmal in der Mitte eher bammelig-gequält-lächelnde Gesichter in nasser Plastikumrahmung. Die Startaufstellung ist weniger reglementiert als in Deutschland, wer will, stellt sich zur Elite, selbst wenn das keinen Sinn macht. Natürlich gibt es auch hier eine Chipzeitnahme. Eine gewisse Orientierung bieten auch die ballonmarkierten Tempomacher in den lediglich durch ein Seil eingeteilten Startblöcken. Hier gabe es Gruppen, die mehr oder weniger gut die Teilnehmer in 15 Minuten Abständen ab 3:00 Stunden aufwärts führten. Die 5:00 Stunden Gruppe stach beispielsweise erst mal auf 4:45 Stunden los, was jenseits einer sinnvollen gleichmäßigen Renneinteilung lag. Am Ende erlahmte das "auf Vorrat laufende" Grüppchen auf ein paar Läufer zusammen und kam in 4:53:00 ein. Ein großer Teil wurde durch das zu hohe Anfangstempo aber kaputt gerannt und kam mit über 5:00 Stunden ins Ziel. Wohl dem der als Selbstläufer von Anfang an einen 7:00 Schnitt einhielt, der/die überholte auf der zweiten Hälfte ganze Heerscharen und hatte am Ende ein Traum-4 vor der Zeit stehen! Da macht Laufen Spass!

Schöne, schnelle, aber holprige Strecke

Kein Wunder angesichts der vielen Sehenswürdigkeiten: sicherlich gehört die Strecke zu den schönsten der Welt! Nach einem anfangs leicht ansteigenden ersten Kilometer durch Parkgelände entlang der Viale Galileo zum höchsten Punkt (106m), aber nicht dem Höhepunkt der Strecke, taucht die Läuferschar auf den nächsten zweieinhalb Kilometern nach unten in die linksseitigen Stadtteile San Frediano und Pignone runter. Ab hier ist der Kurs topfeben, aber teilweise wird es recht eng in den winkligen Gassen mit zahlreichen Richtungswechseln. Bei neun Kilometern mußte der Pulk teilweise auf die schmalen Bürgersteige ausweichen, um Staus zu vermeiden. Immer wo es historisch in Florenz wird, sind die Straßen mit großplattigem Kopfsteinpflaster versehen. Das bedeutet bestimmt 10 bis 15 Kilometer Rumgeeiere beim Laufen. Wer hier die schmalen und leichten Gassentreter eingepackt hat, wird hinterher über diese Schuhauswahl fluchen. Bei elf Kilometern streift man an der berühmten Ponte Vecchio mit seinen Goldschmiedeläden das Ufer des Arno, überquert ihn aber erst bei Kilometer 13 über die Ponte San Nicolo. Weniger reizvoll und zuschauerarm sind die Schleifen durch den Stadtteil Varlungo und um das Sportfeld Campo di Marte, bringen aber Landgewinn. Immerhin hörte es auf zu regnen und man betritt bekanntes Terrain, denn am "Palazetto dello Sport" hat man tags zuvor die Startunterlagen abgeholt. Zwischen 24 und 25 Kilometern ist der einzige nennenswerte Anstieg über eine Brücke.


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Fototipp: zweimal durch das historische Zentrum

Doch die Entschädigung erfolgt rechtzeitig bevor der große Hänger kommen könnte, denn ab Kilometer 26 durchquert man zum ersten Mal das historische Stadtzentrum mit allen Hauptattraktionen von Florenz. Da merkt man das grobe Plattenpflaster kaum und kurz vor 28 Kilometern schimmert einem der weiße Marmor des mächtigen "Duomos" am Ende der engen Via dei Servi entgegen. Schnurstracks läuft man auf die gewaltige Kirche zu, macht eine halbe Umrundung und nimmt zwischen Baptisterium und der prächtigen Marmorfassade ein kurzes Bad in der Menge. Wohl aber dem, der einen Fotoapparat mitnahm, an diesem Tag allerdings am besten in einer wasserdichten Plastiktüte. Die ASA-Zahl mußte man zuungunsten der Auflösung schon deutlich nach oben schrauben, aber ein leicht grobes Korn gibt bei Sportaufnahmen mehr Dramatik! Nun geht es am Arnoufer stadtauswärts auf die nächste lange Schleife durch den Parco delle Cascine. Man wurstelt sich durch einige trostlose Baustellen und freut sich hier zusehendst nicht zu den erlahmenden Läufern oder besser krampfgeplagten Gehern zu gehören, die wieder einmal zu schnell losgelaufen sind oder zuwenig trainiert haben. Auf dem Rückweg bei Kilometer 35 hämmert einem eine Percussion Gruppe mit großen Trommeln und viel Tam-Tam nochmals den rechten Takt ins Geläuf.

Das Finale am Campanile

Eine Ärzteschar durchmustert an gleicher Stelle mit Argusaugen die immer armseliger ausschauende Läuferschar. Wer diesen sinnvoll eingebauten Flaschenhals heil überwunden hat, nähert sich wieder der Innenstadt. Erst am Arnoufer entlang mit Blick auf die behäuserte Ponte Vecchio, dann geht es Schlag auf Schlag! Ein touristisches Highlight nach dem anderen, wenn man noch Augen dafür hat. Nach einer Rechtskurve trohnt der Palazzo Vecchio mit seinem zinnenbewehrten Turm über dem Piazza della Signoria. Die marmornen Monumentalfiguren, von denen der hiesige David diesmal renovierungsbedingt verhüllt war, schauen großtatenverwöhnt und verächtlich in andere Richtungen. Sie sind durch Mord- und Totschlag berühmt geworden: da werden gerade die Sabinerinnen geraubt, hier der nackten Medusa der Kopf abgeschlagen und daneben der Zentaur massakriert. Was interessiert diese Titanen schon das bisschen Joggerschweiß? Nix wie weiter und bei der nächsten Rechtskurve passiert man nochmals den kolossalen Domkomplex. Man läuft vorbei am großartigen Campanile, dem Glockenturm, von dem, sofern noch möglich, man am nächsten Tag über 414 Stufen eine tolle Aussicht über Florenz genießen kann. Auf einer weiteren Altstadtschleife verbringt man, so gut es noch läuft, die letzten 2,195 Kilometer und joggt mit dem Rücken zur Marmor-Fassade der Kirche Santa Croce über den Zielstrich. Guter Hintergrund für die Fotografen! Weitergehen durch die engen Gassen, es gibt Wärmefolie, Wasser, Tee, einen Futterbeutel mit Riegel, Obst und Elektrolytgetränk... und die wohlverdiente Medaille!

Kenianischer Dreifach- und ein Heimsieg

Was geschah an der Spitze? Bei den Männer setzte sich der Kenianer Jackson Kirwa Kiprono unter dem Portal der St. Croce Kirche in 2:12:37 Stunden im Spurt knapp vor John Birgen (2:12:38 Stunden) durch. Der 22-Jährige hatte sich bisher mit schnellen Zeit auf der Halbmarathondistanz einen Namen gemacht. Dritter wurde der Vorjahressieger Paul Ngeny Kipkemboi in 2:13:35 Stunden. Die Siegerzeit ist langsamer als letztes Jahr und weit entfernt vom Streckenrekord des Landsmanns James Kutto, der im Jahre 2006 für den Kurs schnelle 2:08:41 Stunden benötigte. Erster Nichtkenianer war der Italiener Migidio Bourifa in 2:13:43 Stunden als Vierter. Bei den Frauen siegte die Italienerin Giovanna Volpato, die sich schon früh von ihren Konkurrentinnen absetzen konnte, in 2:34:13 Stunden. Die 33-Jährige war 2006 bei der EM in Göteborg Achte und führte in Florenz die Siegesserie der Italienerinnen fort. Die beiden letzten Jahre gewann nämlich ihre Landsfrau Vincenza Sicari. Auch hier blieb der Streckenrekord beim Jubiläum unangetastet. Die Slovenin Helena Javornik setzte bereits 2002 in 2:28:15 Stunden eine andere Messlatte. Die Britin Alice Brabham wurde in neuer Bestzeit Zweite (2:35:23 Stunden) vor der dreifachen italienischen Padua Marathon Siegerin der Italienerin Marcella Mancini (2:36:29 Stunden).

Hoher Ausländeranteil - eine Reise wert

Ist man an der Spitze Ausländer (aus Afrika) gewohnt, so wurde aber auch im Starterfeld Florenz seinem Ruf als Touristenstadt gerecht. Immerhin ist der Ausländeranteil bei fast 40 Prozent. In New York war er zum Vergleich dieses Jahr bei 46 Prozent. Die meisten der Teilnehmer aus 56 Nationen kommen aus Frankreich, aber auch über 350 Deutsche, knapp 300 Österreicher und rund 80 Schweizer starteten am Arno. Schnellster Deutscher war Hagen Rossmann mit 2:45:45 Stunden mit Gesamtplatz 85 und bei den Frauen Regina Guthold in 3:08:24 Stunden als 20. bei den Damen. Der Frauenanteil beträgt mit 1020 Damen erstaunlicherweise nur niedrige 14,2 Prozent. Die letzten Läufer(?) überquerten die Ziellinie nach 6:18 Stunden. Alles in allem ist der Florenz Marathon eine Reise wert. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist vollkommen in Ordnung. Für Frühanmelder gab es für 50 Euro (später bis 80 Euro) im Beutel mit den Startunterlagen neben einem Funktionsshirt auch noch eine attraktive Florenz Marathon Laufjacke. Das Rennen weitgehend gut organisiert. Die Strecke ist in einer historischen Altstadt zwangsläufig etwas holprig. Schwämme, Wasser, Elektrolytgetränke und ab 15 Kilometer auch Bananen und Obst waren ausreichend. Die Kilometerschilder gut sichtbar, nur der Zuschauerzuspruch könnte besser sein und die weniger am Marathon interessierten Passanten latschten wie dusselige Hühner insbesondere den langsameren Läufern ständig in die Quere. Hier hätten ein paar mehr Streckenordner nicht schaden können. Hätte Petrus der Sonne zum Jubiläumsmarathon noch ein wenig mehr Auslauf gegeben, so wäre es ein rundum gelungenes Lauffest geworden...

Ergebnisse Männer:
1 JACKSON KIRWA KIPRONO   KEN 2:12:37
2 JOHN BIRGEN   KEN 2:12:38
3 PAUL KIPKEMBOI NGENY   KEN 2:13:35
4 MIGIDIO BOURIFA   ITA 2:13:43
5 STEPHEN KIPKOECH KIBIWOT   KEN 2:15:23
6 NICODEMUS BIWOTT   KEN 2:15:29
7 ANDI JONES   GBR 2:17:50
8 THOMAS PAYN   GBR 2:18:46
9 MARTIN WILLIAMS   GBR 2:19:40
10 FEKENE SEFU   ETH 2:22:47
  Ergebnisse Frauen:
1 GIOVANNA VOLPATO   ITA 2:34:13
2 ALICE BRAHAM   GBR 2:35:23
3 MARCELLA MANCINI   ITA 2:36:29
4 MELAKU ELFNESHE   ETH 2:44:52
5 MONIKA NAGY   HUN 2:47:57

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