Inhalt: | Der Star des Tages war die US-Amerikanerin Shalane Flanagan, die mit ihrem Sieg zur Nationalheldin aufsteigen dürfte. (Foto, Copyright: Herbert Steffny) New York Marathon Reise und weitere Infos zum NYC
Marathon | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ex-Weltrekordler Wilson Kipsang aus Kenia meldete nach seinem Ausstieg in Berlin kurzfristig nach und wurde noch Zweiter. (Copyright: www.herbertsteffny.de)
Für
die US-Amerikaner ging es auch um ein Extra-Preisgeld von $25.000. Hier
führt noch bei seinem letzten Marathon Meb Keflgzhigi vor Abdirahman.
Letzterer holte sich aber die Prämie und war als Siebter im
Gesamtfeld der schnellste Master (40+) in ausgezeichneten
2:12:48 Stunden. (Copyright: www.herbertsteffny.de) . | Die US-Amerikanerin Shalane Flanagan machte ihre Landsleute stolz. Nach 40 Jahren siegte bei den Damen in 2:26:53 Stunden erstmals wieder eine Einheimische. Die 36-Jährige Olympiazweite von Peking 2008 über 10.000 Meter distanzierte in einem starken Finale die Favoritin und dreifache New York Siegerin Mary Keitany aus Kenia. Bei den Männern konnte der Doppel-Weltmeister im Halbmarathon und im Crosslauf Geoffrey Kamworor den Tokio Marathon Sieger 2017 und Ex-Weltrekordler Wilson Kipsang in 2:10:53 Stunden knapp besiegen. Bei günstigen Temperaturen um 13 Grad, wenig Wind und Nieselregen bummelten die Eliteläufer zunächst und entschieden die Rennen jeweils im Finale mit einer schnelleren zweiten Hälfte. Über 50.000 Teilnehmer aus 139 Nationen, darunter rund 1.300 Deutsche beteiligten sich am weltgrößten Marathon durch die fünf Stadtteile New Yorks.
Elitefeld – Klasse statt Masse Der Superstar der diesjährigen Auflage des New York City
Marathons war zweifelsohne Mary Keitany. Dreimal in Folge hatte die
kleine Kenianerin aus Iten in Kenia hier gewonnen und bereits im Frühjahr in
London gezeigt, dass 2017 ihr Jahr sein könnte. Mit der Empfehlung des dort
aufgestellten Weltrekordes von 2:17:01 Stunden in einem reinen Frauenrennen, durfte
man erwarten, dass sie den seit 14 Jahren überfälligen Streckenrekord von
Margret Okayo (2:22:31 Stunden) unterbieten würde. Doch Keitany, bekannt dafür
schnell anzulaufen, nahm bei der Pressekonferenz der Spekulation etwas den Wind
aus den Segeln als sie ankündigte nur auf Sieg zu laufen. Aus ihrem Fehler von
2011, als sie in Weltrekord-Pace anrannte und im Central Park abgefangen und
noch auf Platz vier durchgereicht wurde, hat Keitany längst gelernt. Es wäre im Erfolgsfalle ihr
vierter Sieg in Folge. Nur Grete Waitz, die neun Mal in Manhattan gewonnen hatte,
kann dies mit fünf konsekutiven Siegen toppen. Landsfrau und Doppel-Marathon-Weltmeisterin Edna Kiplagat
(Bestzeit 2:19:50 Stunden), gewissermaßen Nachbarin von Keitany in Iten, kam mit
der Empfehlung des Boston Marathon Sieges nach New York. Die US-Amerikaner
hofften natürlich auf einen Podiumsplatz von Shalane Flanagan, die 2014 in
Berlin
mit 2:21:14 Stunden als Dritte ihren Hausrekord aufstellte. 2010 lief
sie im Central Park bereits auf Platz zwei ein. Tempomacher
gibt es
seit Jahren offiziell nicht mehr und bei der Einladungspolitik achten
US-amerikanische Veranstalter vermehrt darauf nicht zuviele Afrikaner
einzuladen. In New York trifft man fast immer auf diesselben Helden der
vergangenen Jahre. Dadurch wachsen natürlich die Chancen der
einheimischen Stars,
deren Beste in New York mit einem zusätzlichen nationalen
Preisgeldsystem
angelockt werden. Immerhin 25.000 Dollar winken für den schnellsten
US-Amerikaner bei
den Damen und Herren. Die Frauenspitze lag beim New York Marathon bei km 22 hinter der Pulaski Bridge noch dicht beieinander. Zweite von links leicht verdeckt die spätere Siegerin Shalane Flanagan. In Führung die Favoritin Mary Keitany. (Foto, Copyright: Herbert Steffny)
Am Vortag lief sie den 5km-Lauf in 18:38 Minuten mit. (Foto, Copyright: Herbert Steffny) Noch mehr Sicherheitsmaßnahmen Das Wetter war die Tage zuvor noch recht warm, so dass Menschenmassen im Centralpark flanierten und die Sonne genossen. Rechtzeitig zum Renntag kühlte es glücklicherweise morgens auf nur noch 10 Grad Celsius ab. Bei bedecktem Himmel, nur leichtem Wind von Nordosten und mit der Chance für leichten Nieselregen wurde die Damenelite um 9.20 Uhr traditionell seit 15 Jahren eine halbe Stunde vor den Top-Männern und dem über 50.000 Köpfe zählenden Herrschar der Freizeitläufer mit Durchschnittsalter 41 Jahre vom Fort Wadsworth über den 60 Meter hohen Anstieg der Verrazano Bridge geschickt. Überschattet
wurde der New York Marathon fünf Tage zuvor durch ein Terrorattentat,
bei dem neun Menschen von einem Fahrzeug auf einem Radweg tödlich
überollt
wurden.
Das führte, obwohl es keine direkte Warnung zum Marathon gab, zu
weiter verstärkten Sicherheitsmaßnahmen. Dreimal mehr Polizeipräsenz,
auch in Zivil, Helikoptereinsatz, Scharfschützen auf Dächern,
blockierte
Straßen und Bombenschnüffelhunde waren u.a. die Folge der Ereignisse.
An manchen Streckenabschnitten hatte man im Gegensatz zum Vorjahr den
Eindruck, dass mehr Sicherheitskräfte als Zuschauer an der Strecke
standen. Nicht
gerade erfreulich, wenn man ernsthafter darüber nachdenkt. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Mary
Keitany war die Verliererin des Tages. Die mit in London
gelaufenen 2:17:01 Stunden Weltjahresschnellste wurde nach drei
Siegen in Folge diesmal "nur" Zweite. (Copyright: www.herbertsteffny.de) Der Schweizer Tadesse Abraham liefert mit Platz fünf in 2:12:01 h eine ordentliche Leistung ab.. (Copyright: www.herbertsteffny.de) | Elite-Frauen mit gemütlichem Beginn Mary Keitany, auf die scheinbar nahezu alle Kontrahentinnen wie die Kaninchen auf die Schlange starrten, begann verhalten im Pulk. Ihr Ziel war strategisch die Titelverteidigung, ansonsten wollte sie mal abwarten, wie sie sich im Rennen fühlt. Die Triathletin Sara Dossena aus Italien durfte anfangs eine Weile 10 Meter vor dem Feld brillieren. Mit einem sehr gemütlichen Tempo in Richtung 2:42 Stunden liefen zwei Dutzend Damen über die Fünf-Kilometer Marke (19:25 Minuten). Angesichts der guten Bedingungen nur ein lockeres Warmlaufen. Dann wurde es ein wenig flotter, aber bis Halbmarathon (76:18 Minuten) an der Pulaski Bridge lief immer noch ein Pulk von 15 Damen miteinander. Die
wahre Entscheidung bahnte sich erst auf den letzten Kilometern in den
Hügeln des Central Parks an, als Flanagan bei Kilometer 40 hart
attackierte. Die letzten 2,195
Kilometer lief die 36-Jährige in rasanten 7:00 Minuten mit bis zu
3:01 Minuten pro Kilometer und siegte unter dem frenetischen Jubel das
Massen in moderaten 2:26:53 Stunden. Die zweite Hälfte lief
Flanagan in 1:10:35 Stunden. Dem hatte selbst Mary
Keitany erstaunlichwerweise nichts mehr entgegenzusetzen. Sie führte
ihre leichte Formschwäche auf ein "Frauenproblem", was am Vortag
eingetreten sei zurück. Ihr blieb lediglich der zweite Platz mit 61
Sekunden hinter der Amerikanerin. Das Podium komplettierte die
Äthiopierin Mamitu Daska
in 2:28:08 Stunden. Edna Kiplagat hatte im dritten Marathon des
Jahres, nach Boston Sieg und WM Vizemeistertitel vielleicht nicht mehr
ganz die Reserven und wurde in 2:29:36 Stunden Vierte. Edna Kiplagat verfolgt im Central Park. Für die Doppelweltmeisterin war es bereits der dritte Marathon 2017. Vielleicht fehlten dann doch die Kräfte für einen Platz auf dem Podium. (Foto, Copyright: www.herbertsteffny.de) "Make America proud again!" Der Oberpatriot im Weißen Haus Donald Trump hätte seine Freude! "Ich wollte meine Familie und die Nation stolz machen. Das ist der Moment von dem man sein ganzes Leben träumt" so die Siegerin nach dem Zieleinlauf. 40 Jahre dauerte die Durststrecke bei den Frauen bis "Stars and Stripes" wieder ganz oben wegen durfte. Der Anspruch in ihrer Familie ist sicherlich sehr hoch. Ihre Mutter war unter dem Namen Cheryl Bridges 1971 die Marathon Weltrekordinhaberin mit 2:49:40 Stunden, der zwei Jahre hielt. Ihr Vater Jeff Flanagan lief ebenfalls Marathon mit einer Bestzeit von 2:18 Stunden. Bei Shalane waren die Gene sicherlich günstig gemischt worden. Am nächsten Vormittag standen bereits TV-Auftritte in renommierten Shows wie ABC für die neue Nationalheldin auf dem Programm. "Ich hatte unterwegs immer Zweifel, aber ich riss mich zusammen und sagte mir: Du musst das jetzt hier machen! Die Fans an der Strecke drehten durch und das gab mir Energie. Als erstes habe ich nach dem Rennen ein Stück guter New York Pizza gegessen" offenbarte Flanagan im Interview. Alleine 125.000 Dollar Preisgeld konnte Flanagan für sich verbuchen. Da dürfte auch schon mal mit Champagner gefeiert werden! Na also, es geht doch auch "gegen" Afrika: Es war ein Super-Jahr für die US-Amerikaner(innen):
Die Kipsangs in spannendem Finale Titelverteidiger Ghirmay Ghebreselassie übernahm nach Halbmarathon resolut die Spitze, stieg dann aber später aus. (Foto, Copyright: www.herbertsteffny.de) Doch der erfahrenere Kipsang erwies sich erneut als ein zäher Kämpfer und gab sich noch nicht geschlagen. Auf der Zielgeraden unter den Tribünen bei Tavern on the Green pirschte sich der Sieger von 2014 nochmal bedrohlich bis auf zwei Sekunden an den Youngster heran. Doch es reichte nicht mehr und Geoffrey Kamworer Kipsang, das vielseitige Talent konnte überglücklich erstmals einen Marathonsieg für sich verbuchen. Und das in New York! Die mäßige Zeit von 2:10:53 Stunden spielt dabei, wie so oft in New York keine Rolle. Die beiden Äthiopier mussten sich entgegen ihrer Ankündigungen mit den Plätzen drei und vier zufrieden geben, für Desisa im vierten Anlauf der dritte Platz auf dem Treppchen, aber für Sieg reichte es wieder nicht. Der Eritrea-stämmige Schweizer Rekordler Abraham Tadesse gab mit seinem fünften Platz in 2:12:01 Stunden seine Visitenkarte ab. Im Ziel war dann schnell große Lücken festzustellen. Nur 12 Läufer blieben unter 2:20 Stunden!
| ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der Marathon ist für "Big Apple" ein gewaltiger Wirtschaftsfaktor und bringt der Stadt Jahr für Jahr rund eine halbe Milliarden Dollar ein. In diesem Jahr beendeten 50.766 Läufer, rund 600 weniger als im Rekordjahr 2016 das Rennen. Damit bleibt New York aber weiter die klare Nummer eins, was die Teilnehmerzahl angeht. Der Frauenanteil ging mit 41,5 Prozent gegenüber den Vorjahren (bis 42,5 Prozent) weiter leicht zurück, liegt damit aber noch weit über den deutschen Zahlen (19-25%). Die durchschnittliche Finisherzeit ingesamt betrug 4:39:07 Stunden, bei den Frauen lag sie bei 4:53:01 Stunden, die Männer benötigten durchschnittlich 4:25:14 Stunden. Das ist allerdings fast eine halbe Stunde langsamer als in Berlin (Frauen 4:27:31 Stunden, Männer 3:58:53 Stunden), wo der Zielschluss bei 7:00 Stunden liegt. In den USA frönt man durchaus dem Trend den Marathon auch zu walken. Dabei handelt es sich natürlich nicht mehr um einen Marathonlauf. Rekordhalter könnte hierbei der Honolulu Marathon sein, wo im Vorjahr der Letzte über 16:00 Stunden benötigte. Der New York Marathon 2017 nach Altergruppen aufgelistet - Durchschnittsalter ist 41 Jahre blau = Frauen, grün = Männer (Quelle: NYC Marathon)
Auch die AK40 Leistung des US-Amerikaners Abdi Abdirahman als Siebter in exzellenten 2:1248 Stunden kann sich sehen lassen. Der älteste Finisher war der 82-jährige Manfred Ritter aus St. Gallen in flotten 5:25:27 Stunden. Bei den Damen benötigte die bereits 84-jährige Ginette Bedard aus den USA 6:12:53 Stunden. Unter den bekannten Größen vergangener Jahre lief auch wieder die 70-jährige Katherine Switzer mit, die einst beim Boston Marathon eine der Vorkämpferinnen für den Frauen Marathon war. Sie benötigte 4:48:21 Stunden. Ihre erste Teilnahme beim New York Marathon liegt 43 Jahre zurück. Ein mexikanischer Indianer in Manhattan. 124 Nationen laufen beim New York City Marathon. Die Italiener stellen mit rund 3.000 Läufern das größte Kontingent. (Foto, Copyright: www.herbertsteffny.de)
5k-US-Meisterschaften im Rahmenprogramm Im Rahmen des New York Marathons wurden die Fünf-Kilometer US-Meisterschaften ausgetragen. Die Elite-Männer und Frauen, die sich immerhin für Sieg 12.000 Dollar erlaufen konnten, starteten vor dem traditionellen Fun-Run der tags vor dem Marathon stattfindet. Was früher kostenlos im Marathon integriert war und "Frühstückslauf" oder "Lauf der Nationen" hieß, ist nun das „Dash to the Finishline“ Fünf-Kilometer Rennen, das immer weniger dem früheren Charakter mit verkleideten Spaßläufern in nationaler Tracht ähnelt, sondern mehr ein eigenständiges kostenpflichtiges Ereignis geworden ist. Die US-Meisterschaften gewann bei den
Damen überlegen Molly Huddle in 15:24 Minuten. Im letzten Jahr belegte sie bei
ihrem Debüt noch den dritten Platz über die volle 42,195 Kilometer Distanz. Bei
den Männern hatte in einem Massenspurt zuletzt der Kenia-gebürtige Shadrack
Korir in 13:57 Minuten die Nase vorne. Die ersten Sechs lagen dabei nur zwei
Sekunden auseinander. Unter den 10.873 Freizeitläufern tummelte sich mit Paula
Radcliffe auch die immer noch amtierende Marathonweltrekordlerin, die mit 43 Jahren in 18:38 Minuten
auf Rang 180 einlief. Am Renntag berichtete sie für die Live-TV Übertragung als Expertin von der Strecke.
|
New York Marathon Reise und weitere Infos zum NYC Marathon
Mehr Lust auf Lesen ?
weitere Artikel
von Herbert Steffny
meine Lauf- und
Walkingbücher