Autor
und Copyright: Herbert
Steffny
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Äthiopier beenden kenianische Siegesserie
Fragwürdiger Start der Französin Calvin
(14.4.2019)
Marathon
Vortrag oder Workshop mit Herbert Steffny?
Bei Temperaturen von nur einigen Graden über Null starteten bei sonnigem Wetter und Windstille fast 50.000 Läufer in mehreren Startgruppen zu der großen Sightseeingtour um fast alle Sehenswürdigkeiten der französischen Hauptstadt. Die Rennen der Männer- und Frauenelite ähnelten sich im Verlauf und Ergebnis. Ein Dutzend Damen startete 16:39 Minuten vor der Herrenelite, genau dem Abstand vom Männer- zum Frauen-Streckenrekord. Es gab also sozusagen ein Verfolgungsrennen. Beide Male war zwar zunächst der Streckenrekord im Visier, dann wurde aber taktiert und das Tempo verschleppt. Zuletzt gewann jeweils Äthiopien und beendete die jahrelange kenianische Siegesserie. Ein Aufreger: Die französische Marathon Vizeeuropameisterin von Berlin 2018 Clémence Calvin, die eigentlich wegen Verweigerung einer Doping Probe in Marokko vor einigen Tagen gesperrt wurde, war dennoch am Start. Ein französisches Gericht hob diese Entscheidung kurz vor dem Rennen aber auf. Ein Fragezeichen stand also über der Veranstaltung.
Die Damen begannen langsam. 17:30 Minuten bei fünf Kilometer ließ zunächst nur auf eine 2:27er Zeit schließen. Bei 10 Kilometer in 34:10 Minuten und Halbmarathon in 1:11:09 Stunden zog das Tempo der Kontrahentinnen, die wie in einer Perlenschnur liefen aber deutlich an. Es waren zu diesem Zeitpunkt mit zwei Tempomacherinnen noch immer 12 Läuferinnen zusammen. Bei 28 Kilometern zog die Kenianerin Sally Chepyego das Feld auseinander. Nur ein Quartett mit Gelete Burka, Asmera Gebru und Asmera Abreha blieb übrig. Bei 30 Kilometern war das unermüdlich von der Kenianerin angeführte Quartett sogar auf 2:21er Kurs. Der Streckenrekord von Purity Rionoripo, der Ehefrau des Männersiegers der beiden letzten Jahre Paul Lonyangata steht bei 2:20:55 Stunden. Clémence Calvin lag auf Platz fünf und auf Bestzeitenkurs. Vorne weiter das gleiche Bild Chepyego führt scheinbar unermüdlich vor den drei Äthiopierinnen.
Zwei
Kilometer vor dem Ziel war es zunächst um die Kenianerin
geschehen, dann ein Kilometer vor dem Ziel attackierte die hinten
bisher nur
mitlaufende Burka ihre Landsfrauen. Gebru ging zwar mit, konnte aber
die im Stile
einer Bahnläuferin spurtende Favoritin nicht mehr gefährden. Die
Vizeweltmeisterin über 10.000 Meter gewann in 2:22:47 Stunden vor
Asmera Gebru (2:22:52
Stunden) und das äthiopische Podest komplettierte Asmera Abreha in
2:23:35
Stunden. Dahinter lief sich die gleichmäßiger laufende Clémence Calvin
mit 2:23:41
Stunden noch auf Platz vier vor. Damit verbesserte sie ihre
Bestleistung um
fast drei Minuten. Gleichzeitig lief sie einen neuen nationalen Rekord
(bisher Christelle Daunay (2:24:22 Stunden). Ob diese Zeit allerdings
anerkannt wird, bleibt angesichts
des anhängigen Doping Verfahrens aber noch abzuwarten. Die Siegerin
Gelete
Burka tat offenbar nicht mehr als für den Sieg nötig war. Sie meinte
hinterher,
es wäre ihr zu kalt gewesen. Sie war als einzige vorne mit langen
Ärmeln und Handschuhen
gestartet.
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Gelete Burka aus Äthiopien lauerte bis zum Schluss, um in einem lang gezogenen Spurt zu gewinnen.
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Bei den Herren wollte der Kenianer Paul Kipchumba Lonyangata
einen astreinen Hattrick versuchen. Das Rennen begannen deutlich aggressiver.
Mit 14:49 und 29:32 Minuten bei fünf und 10 Kilometern war der Streckenrekord 2:05:03
Stunden von Kenenisa Bekele, den dieser dort 2014 aufstellte klar im Visier. Halbmarathon
wurde in schnellen 2:02:10 Stunden durchrannt.
Eine 10-köpfige Spitzengruppe schmolz auf sieben bei Kilometer 30
zusammen. Bei 32 Kilometern testete zunächst der Platzhirsch Lonyangata die äthiopischen
Konkurrenten Mengistu, Atnafa, Milaw und Dachaga und seinen einzigen kenianischen
Mitstreiter Kipyeigo. Fortan belauerte sich das Sextett, das Tempo verschleppte
und es begannen wechselseitige Attacken. Kipygeigo fiel als erstes Opfer zurück.
Es blieb also nur noch ein Kenianer unter vier Äthiopiern. Ähnlich wie bei den
Frauen attackierte letztlich Abrha Milaw entscheidend bei Kilometer 40. Lonyangata
und Mengistu versuchten vergeblich den Anschluss zu finden. Abrha Milaw siegte
letztlich deutlich in 2:07:05 Stunden und Hausrekord vor Asefa Mengistu (2:07:25
Stunden) und Lonyangata (2:07:29 Stunden). Übrigens: die Männer schafften es nicht die Frauensiegerin zu überholen! 1.490 Läufer blieben unter 3:00 Stunden, darunter 30 Frauen. Insgesamt beendeten 48.029 Läufer das Rennen, daunter 12.475 Frauen. Das entspricht einer Quote von 26 Prozent. In der Ergebnisliste tauchte auch der deutsche Rekordhalter Arne Gabius auf Gesamt-Platz 40 mit 2:28:31 Stunden auf. Ob dieser Start nur eine Woche nach seinem Lauf in Hannover (2:14:29 Stunden) wirklich Sinn macht, mag dahin gestellt sein. Noch vor ihm platzierte sich auf Platz 35 der spanische Marathonweltmeister von 1995 und Europameister von 1994 Martin Fiz, der mit 56 Jahren bemerkenswerte 2:27.45 Stunden lief. Den Weltrekord der Altersklasse M55 hält seit 1986 der Niederländer Piet van Alphen mit 2:25:56 Stunden.
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