Herr Dieter K. schrieb:
Hallo Sportsfreund Herbert Steffny!
Bin 59 Jahre alt und laufe seit ca 20 Jahren. Ich habe
mich für den diesjährigen New York Marathon angemeldet
und habe seit ungefähr 3 Wochen Probleme mit der rechten
Achillessehne. Mein Arzt (Sportarzt) gab mir in den
Schmerzbereich eine Spritze und verschrieb mir
Voltaren Tabletten. Es wäre noch im Anfang und
gab mir Mut für den Marathon. Am jetzigen Wochenende
habe ich einen 27,5km Berglauf
mitgemacht, da ich meine Schmerzen nicht mehr spürte,
und diesen Lauf als Marathonvorbereitung sah. Jedoch nach
ca 10-11km fingen die Schmerzen langsam an, und musste
mit Schmerzen bis ins Ziel laufen da kaum Möglichkeit
zum Ausstieg bestand. Da noch fast 3 Wochen Zeit ist bis
zum Marathon, und es eine flache Strecke ist, wird die
Belastung für die Sehne nicht so extrem sein als bei dem
Berglauf. Jedoch möchte ich die verbleibene Zeit nutzen
um alles mögliche für die Heilung der
Achillessehnenreizung zu tun. Hierbei wäre ich unendlich
dankbar für einen fachmännischen Rat und Tipp. Spezielle
Dehnübungen, Eisbehandlung, Quarkumschläge
mache ich schon, allein um mein Gewissen zu beruhigen.
Ausserdem plane ich eine Ruhephase bis
es total schmerzfrei ist, denn lange Läufe habe ich
ausreichend gemacht hoffe ich. Für deine hoffentlich
schnelle Antwort und Tipps sage ich schon mal recht
herzlichen Dank und hoffe sie ausreichend anwenden zu
können. Viel Zeit bleibt mir nicht....
Antwort von Herbert Steffny:
Hallo Dieter,
in die ärztlichen Spritzen- und Tablettentherapie
möchte ich mich nicht einmischen. Mich interessieren als
Trainer nun eher die Ursachen und die zu ergreifenden
Maßnahmen. Natürlich sollte man, wenn die Schmerzen
trotz aller genannten konservativen Maßnahmen bleiben,
zusätzlich einen laufenden Arzt
konsultieren.
Der Berglauf
(Vorfußlaufen und damit
Belastung über die Wade und Achillessehne) war
natürlich der endgültige Killer für Deine Sehne! Das
hättest Du nicht tun sollen. Das beste
ist natürlich jetzt, wenn Du noch was retten willst: weniger
laufen, kürzer, flach und langsamer eventuell
nebenbei etwas Rad fahren. Scheinbar hast Du genug
trainiert, warst vielleicht sogar schon leicht im Übertraining? Vielleicht bekommst Du es bis zum
Marathon noch in den Griff. Es kann auch sein, dass es
beim Marathon wieder aufbricht, aber dann kommst Du
vielleicht noch wenigstens bis ins Ziel und solltest Dich
danach vollkommen auskurieren!.
Nachfolgend allgemeine Tipps bei
Achillessehnenbeschwerden:
Ursachen:
Die Achillessehne ist die Verlängerung der
Wadenmuskulatur, einem der wichtigsten Muskeln beim
Laufen. Achillessehnenbeschwerden in der Sehne oder am
Ansatz am Fersenbeins können viele auch miteinander kombinierte
Ursachenkomplexe haben, die ich nachfolgend als
Fragenkatalog exemplarisch auflisten möchte. Fragen Sie
sich:
- zu flottes Training?
- zu oft und zu lange
trainiert?
- das Training zu
schnell gesteigert?
- unebener Untergrund,
Wurzelwege oder weicher Sandboden?
- zuviel bergan
gelaufen, was die Wadenmuskeln und Sehne mehr
beansprucht?
- einseitiges Vorfußlaufen?
- Dehnungsübungen vernachlässigt?
- hohe Absätze
(Damenstöckelschuhe) können zur Verkürzung der
Wadenmuskzulatur beitragen.
- orthopädische
Fehlstellung im Fußbereich wie Überpronation (Knicken nach innen)?
- Gewicht zu hoch, die Waden müssen
mehr hochwuchten?
- alte, ausgelatschte
oder ganz falsche Trainingsschuhe?
- scheuert die
Fersenkappe an der Achillessehne?
- chronischer
Verschleiß oder Trauma?
Maßnahmen:
- Dehnen, Dehnen und
nochmals Dehnen der Waden- und
Schollenmuskulatur.
- Trainingsintensität
und Umfang verringern.
- Bergläufe,
Vorfußlaufen, schnelles Training und unebenen
Untergrund meiden. Glatter Asphalt kann sogar
besser sein.
- Im akuten Zustand vor
dem Training Wärme wie Infrarotbestrahlung oder
warmes Wasser als Fußbad.
- Nach dem Laufen
Eisbeutel auf die Sehne und Bein hochlagern.
Wechselbäder für Fuß in kaltem und warmen
Wasser.
- Eine Quarkpackung auf
die entzündete Stelle kann ebenfalls Linderung
bringen.
- Vorrübergehende
Entlastung durch eine feste Fersenkeilerhöhung
im Absatz des Trainingsschuhs.
- Schuhe überprüfen
und wechseln. Gegebenenfalls mit
Überpronationsstütze, ergänzend auch Einlagen.
- Umsteigen auf
Schwimmen, Aquajogging oder Radfahren, aber ohne
Druck mit dem Vorfuß auf Pedal, sondern: Sattel
tiefer stellen und mit dem Mittelfuß treten.
Nach dem
Marathon solltest Du einige Wochen pausieren,
um hoffentlich alles auszukurieren, damit es nicht
wirklich chronisch wird und Du früher oder später
unters Messer mußt!
Keep on (slow-)running und gute Besserung!
Herbert Steffny
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