Morgens
anders drauf als am Abend?
Frage von
H.T.:
S.K. schrieb:
Hallo Herr Steffny,
mit Interesse habe ich Ihre Website angeschaut und hätte nun
eine Frage an Sie. Ich bin 32 Jahre alt und Hobbyläuferin, laufe
ca. 50 km pro Woche in recht bergigem Gelände mit ca. 10 km pro
Stunde. Außerdem fahre ich Rennrad und Mountainbike und habe bis
letztes Jahr Fußball (Oberliga) gespielt. Meine Frage an Sie:
Wenn ich vormittags laufen gehe, liegt meine Herzfrequenz
durchschnittlich 10-20 Schläge über der Frequenz, die ich habe,
wenn ich abends laufe. Der Ruhepuls ist mit 70/min ebenfalls viel
höher als abends (50/min). Die Lauf-Bedingungen sind immer die
selben, das Tempo ist das selbe, die Strecke auch, und ob ich
zuvor gefrühstückt habe oder nicht, hat keinen Einfluss. Auch
fühle ich mich bei den höheren Herzfrequenzen am Morgen nicht
so, als wäre ich bei einer Frequenz von konstant 160 schon an
der anaeroben Schwelle angelangt. Es ist das selbe subjektive
Gefühl, als würde ich mit Puls 140 laufen. Können Sie mir
sagen (oder, noch besser, auch physiologisch begründen), woran
das liegen könnte? Ich dachte selber schon an eine
tageszeitabhängige Hormonschwankung (Adrenalin/Noradrenalin),
kann es mir aber nicht schlüssig herleiten. Ich freue mich auf
Ihre Antwort und sage schonmal danke!
Mit sportlichem Gruß
Antwort von Herbert
Steffny:
Hallo Frau K.,
könnte auch mit dem Blutdruck zusammenhängen, kommen Sie
morgens schlechter in die Gänge? Haben Sie einen etwas zu
niedrigen Blutdruck? Trinken Sie morgens zuviel Kaffee und sind
dadurch ein wenig "hyper", also aufgedreht? Die Frage
ist auch, was heißt vormittags? Früh morgens (da bin ich auch
schlecht drauf und brauche ewig locker zu werden...) oder so
gegen 10-11 Uhr? Am Spätvormittag sollte man langsam
physiologisch wach geworden sein. Außerdem hat jeder Mensch so
seinen eigenen optimalen Tagesrhythmus. Da gibt es
"Nachteulen" und "Morgenmuffel". Daher sind
alle pauschalen Aussagen, wann man abends essen, ins Bett gehen
oder auch tags trainieren soll, meines Erachtens individuell zu
modifizieren. Finden Sie selbst Ihr Optimum, zumindest für die
anstrengenderen Tempoeinheiten heraus und legen Sie diese in den
Nachmittag, wenn zeitlich und beruflich möglich. Übrigens
können Sie morgens nicht einen anderen Ruhepuls als abends
haben, denn der Ruhepuls ist definiert als "morgens im Bett
liegend vor dem Aufstehen gemessen". Es gibt also keinen
abendlichen Ruhepuls. Wo Ihre anaerobe Schwelle (160?) liegt,
kann ich per Ferndiagnose nicht sagen, dafür müßte man einen
Test durchführen. Wahrscheinlich laufen Sie auch bei 160 noch im
grünen Bereich. Ihre Anaerobe Schwelle wäre etwa bei 170 zu
erwarten. Näheres zur Steuerung nach Pulsmessung hier.
Keep on running. Mit
freundlichen und sportlichen Grüßen Ihr Herbert Steffny |