Ratgeber: Laufen und (Brust-) Krebs |
Copyright: Herbert Steffny
Laufen und (Brust-) Krebs
Frage von Frau S.T.:
Liebes Run Fit Fun
Team,
Gratulation zu dieser tollen Ratgeberseite sowie ihren Büchern, über die ich schon viel für mein
Lauftraining gelernt habe. Nun eine Frage, die mich selbst
betrifft und auf die ich gerne von euch eine Auskunft hätte. Ich
weiß aus der Zeitung und Laufmagazinen, dass aktive
Frauen seltener an Brustkrebs erkranken sollen. Bei mir
wurde vor drei Jahren Brustkrebs diagnostiziert. Ich habe die
Operation und die Chemotherapie danach sehr gut vertragen.
Während dieser Zeit bin ich weitergelaufen, zwar bei geringerem
Tempo wie vorher, aber immerhin. Gibt es Informationen, ob ich
durch Sport das Risiko verringern kann, erneut an
Brustkrebs zu erkranken?
Herbert Steffny: Ich habe die Frage an meinen Seminararzt Dr. Dimeo, früherer deutscher Ärztemeister im Marathon und erfahrener Fachmann an der Charité Berlin für Ausdauersport und Krebs weitergeleitet. Er hat über diesen Themenkomplex promoviert und habilitiert.
Antwort von Dr. Fernando Dimeo, Berlin:
Zahlreiche Untersuchungen weisen darauf hin, dass regelmäßige körperliche Aktivität zu einer Senkung des Risikos führt, an Brustkrebs zu erkranken. Dieser Effekt ist vor allem bei älteren Frauen nach den Wechseljahren zu beobachten. Erfreulicherweise zeigen diese Untersuchungen auch, dass es nicht notwendig ist, intensiv zu trainieren oder sogar an Wettkämpfen teilzunehmen: die häufige Durchführung moderater alltäglicher Aktivitäten wie Spazieren gehen, Radfahren oder im Garten arbeitein bringen schon einen deutlichen Benefit. Eine neue aufsehenerregende Untersuchung zeigte, dass Patientinnen, die nach der Krebs Diagnose weiterhin aktiv geblieben sind, bessere Heilungschancen haben. Dies zeigte sich dadurch, dass sie nach fünf Jahren deutlich weniger Rezidive, also ein erneutes Wachstum von Tumorzellen hatten als Frauen, die körperliche Betätigungen auf ein Minimum reduzierten. Auch in diesem Fall waren mittlere Belastungen ausreichend, um eine schützende Wirkung zu erzielen. Es hat sich gezeigt, dass Frauen, die drei bis viermal pro Woche 40 Minuten oder länger Spazieren gegangen sind, ein deutlich geringeres Risiko hatten, eine Rezidiv zu bekommen. In aktuellen Studien untersuchen wir die Auswirkungen von Sport bei Patientinnen, wie eine Chemotherapie erhalten. Regelmäßige körperliche Aktivität führt bei diesen Patienten zu einer deutlichen Zunahme der Leistungsfähigkeit, eine Reduktion der Beschwerden und eine Verbesserung der Lebensqualität. Offensichtlich ist körperliche Aktivität für Brustkrebspatientinnen mindestens genauso segensreich wie bei Gesunden.
Tipp: Dr. Dimeo hat mit anderen Medizinern, u.a. auch Dr. Markus Keller aus unserem Team, das Buch Krebs und Sport geschrieben.
Krebs und Sport Autorenteam um: PD Dr. med.
Fernando C. Dimeo |