Berlin Marathon 2009
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Autor und Copyright: Herbert Steffny
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Hailes vierter Sieg mit kleinem Weltrekord
(von Herbert Steffny am 20.9.2009 aus Berlin)

Marathon Vortrag oder Workshop mit Herbert Steffny?


Sieger Haile Gebrselassie mit dem Zweiten Francis Kiprop (links) und dem Dritten Terfa Negari, die sich über ihre persönliche Bestzeiten freuen konnten.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)



Um 4:00 Stunden kommen in Berlin die meisten Läufer ins Ziel.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)



Ungewöhnlich: Die Medaille, der Lohn für alle Finisher, zum zweiten Mal in Folge mit Hailes Konterfei im Ziel. Grund ist der erneute Weltrekord im Vorjahr.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)


Minimarathon über 4,195km - 10er Teams der Schulen präsentieren sich vor großer Kulisse.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)


Heiße Rollen: am Vortag maßen die InlinerInnen ihre Kräfte. Favoritin Caecilia Baena (vorne) setzte sich im Zielspurt durch.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)

Der Weltrekordler (2:03:59 Stunden) Haile Gebrselassie bleibt weiterhin in Berlin ungeschlagen. Ihm gelang es als erster dieses Rennen viermal zu gewinnen. Der Äthiopier konnte bei sonnigem Wetter und Temperaturen von 16 bis 25 Grad seinen vierten Sieg in Folge in der Bundeshauptstadt feiern. Als Haile ins Ziel einlief, war es um die 20 Grad und damit für den erneut anvisierten Marathonweltrekord allerdings ein wenig zu warm geworden. Der Herausforderer Duncan Kibet, Sieger des Rotterdam Marathons 2009, mit 2:04:27 Stunden Keniarekordler und der zweitschnellste Läufer aller Zeiten lief bis 20 Kilometer im Windschatten der Tempomacher Gruppe um den Titelverteidiger locker wirkend mit, gab dann aber später Hüftbeschwerden für sein frühzeitiges Ausscheiden an. Er fiel bereits bei Kilometer 19 zurück und gab bei 31 Kilometern auf. Haile forcierte mit seinen beiden verbliebenen Tempomachern sogar zwischen 20 und 30 Kilometern leicht, aber offensichtlich nur noch, um den 30 Kilometer Weltrekord gewissermaßen en passant, genauer im vorbeilaufen, zu verbessern. Das gelang dem vierfachen 10.000 Meter Weltmeister und Doppelolympiasieger dann mit 1:27:44 Stunden auch. Die alte Marke hielt seit 2005 der Japaner Takayuki Matsumiya in 1:28:00 Stunden. Immerhin ein kleiner Weltrekord für die Veranstalter und die vielen tausend Haile Fans an der Strecke.

30km Weltrekord - der Hase knackte seine Hausrekorde

Damit stellte der Rekordjäger unter Vorbehalt der Anerkennung seinen 27. Weltrekord auf. Seine letzten Hasen John Kales (bis 25km) und vor allem Sammy Kosgei (bis 32km) aus Kenia liefen allerdings Seite an Seite mit und vor dem Meister, so dass noch genau geprüft werden muss, ob nicht sogar Kosgei der neue Rekordler sein könnte. Hier muss das Studium des Reglements noch zeigen, ob bei einem Weltrekord, der als Zwischenzeit von einem vorauschauend plazierten offiziellen Kampfgericht gemessen wurde, auch ein Durchlaufen des Athleten bis zum Zielstrich der eigentlichen Distanz von Nöten ist. Jedenfalls führt der Weltleichtathletik Verband IAAF den Kenianer zeitgleich mit Haile. Nobelhase Kosgei rannte über Halbmarathon (59:36 Minuten), 25km (1:13:09 Stunden) und 30km (1:27:44 Stunden) persönliche Hausrekorde. Bisher stand er lediglich mit einer persönlichen Bestzeit von 27:49 Minuten in den Statistiken. Das 30km Schild stand übrigens zu früh, aber die messende Matte lag offenbar an der richtigen Stelle, ca. 150 Meter dahinter. Hugh Jones der Streckenvermesser der Association of International Marathons and Road Races (AIMS), bestätigte mittlerweile den Rekord. 30 Weltrekorde möchte der Äthiopier insgesamt aufstellen und noch den Olympiasieg im Marathonlauf in London 2012 erzielen, so Haile bei der Pressekoferenz. Ersteres traue ich Haile noch zu, letzteres hat er nach meiner Meinung aber in Peking verpasst. In London hat Haile noch nie im Marathonlauf Glück gehabt und dann ist auch er mit 39 Jahren vielleicht doch einen Tick zu langsam geworden.

Hailes Kräfte erlahmten auf den letzten 10km

Haile setzte jedenfalls seine Fahrt fort, wurde allerdings nach 32 Kilometern, als der letzte verbliebene Tempomacher Korir ausstieg, deutlich langsamer. Für die letzten 2,195 Kilometer benötigte der Meister 7:34 Minuten, das ist nur noch ein Schnitt von 3:27 Minuten pro Kilometer (vorher ca. 2:56mni/km). Zum Vergleich bei seinen Weltrekorden 2007 und 2008 waren es noch 6:19 bzw. 6:25 Minuten. "Zu warm wäre es gewesen", meinte der erschöpfte Laufstar hinterher im Ziel. Er sei doch etwas zu schnell angegeangen und für einen Weltrekortd wären Temperaturen von über 17 Grad hinderlich, so seine Erkenntnis nach dem Rennen. Das hätte ein guter Marathontrainer ihm allerdings auch vorher schon sagen können. Erstaunlich, Haile lernt noch immer dazu. Das schnellste Finale hatte Francis Kiprop aus Kenia, der von 25 auf 30 Kilometer kaum glaubliche 14:05 Minuten stürmte. Haile sicherte seinen Sieg gegen den noch stark aufkommenden Verfolger ab und erlief mit 2:06:08 Stunden wenigstens noch die Zeitprämie in Höhe von 30.000 Euro für das Unterbieten von 2:06:30 Stunden. Sein Salär (ohne Antrittsgeld, geschätzt ca. 250.000 Euro) addierte sich somit auf 80.000 Euro. Der Zweite, der die zweite Hälfte deutlich schneller lief (auf 64:18 folgte 62:46 Minuten!), war auch mit 40.000 Euro zufrieden, verbesserte Kiprop doch seine Bestzeit auf exzellente 2:07:04 Stunden. Als Dritter kam ebenfalls mit neuem Hausrekord der Äthiopier Terfa Negari (2:07:41 Stunden) über den Zielstrich. Haile, der alte Fuchs, hatte es den Kenianern in Berlin zwar noch einmal gezeigt, war aber meines Erachtens nicht in der erhofften Form. Seine Vorbereitungswettkämpfe im Sommer deuteten bereits darauf hin. Im Januar verpasste Gebrselassie bereits wegen einsetzender Regenschauer den Weltrekord in Dubai und siegte dennoch überlegen in 2:05:29 Stunden. Duncan Kibet verbleibt als Trost für seinen schwachen Auftritt aber noch die Weltjahresbestzeit für 2009, die sein Landsmann und Olympiasieger Samuel Wanjiru aber schon in drei Wochen in Chicago unterbieten könnte.

Blasses Frauenrennen ohne Mikitenko

In Chicago wird auch die von ihrer Trauer um den Vater scheinbar schnell wieder erstarkte Irina Mikitenko starten (dazu Kommentar). Ohne die Titelverteidigerin war das Frauenrennen eher blass. Die Vorjahreszweite Askale Magarsa aus Äthiopien war bald raus, und um den Sieg kämpften ihre unbekannten Landsfrauen mit den Russinnen. Die Damen liefen zwar zumeist Hausrekord, aber die Siegeszeit von 2:24:47 Stunden durch Atsede Besuye war im Vergleich zum Vorjahr eher bescheiden. Das dürfte der kleinen Äthiopierin angesichts der 57.500 Euro Prämien allerdings ziemlich egal sein. Beste Deutsche war Melanie Schulz aus Erfurt in 2:44:56 Stunden auf Platz 11. Die frühere deutsche 3.000m Hindernis Rekordlerin beging aber wie zuvor in Düsseldorf bei ihrem zweiten Marathon in Berlin erneut den Fehler zu schnell (auf 2:36 Stunden) anzulaufen. Bester Deutscher war Christian Seiler ebenfalls aus Erfurt auf Platz 17 in 2:18:11 Stunden. Auch er startete in Richtung 2:16 Stunden, konnte aber das Rennen in persönlicher Bestzeit und damit unter 2:20 Stunden beenden, was im deutschen Marathonlauf bereits für einen kleinen Hoffnungsschimmer reicht. Damit unterboten 7 Läufer in diesem Jahr diese kleine Schallmauer (zum Vergleich 1985 waren es allerdings 34!).


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Berlin in Zahlen:

Viele Finisher...

Der letzte Läufer, ein Ire, kam nach 7:01:10 Stunden ins Ziel. Trotz des warmen Wetters beendeten 35.016 Läuferinnen und Läufer das Rennen (27.950 Männer und 7.066 Frauen = 20,2 Prozent). Dies ist das zweitbeste Ergebnis nach dem Rekord des Vorjahres (35.783 Teilnehmer im Ziel). Der Frauenanteil ist allerdings gegenüber dem Vorjahr leicht zurückgegangen (2008: 20,8%, Hier ein Tipp wie "frau" sich zum Marathon optimal vorbereitet). Nur rund 3,7 Prozent der 36.352 gestarteten Teilnehmer stiegen aus, gemeldet hatte die Rekordzahl von 40.923 Läufern und Walkern. Die mittlere Zielzeit betrug 4:10 Stunden (Männer 4:04, Frauen 4:30 Stunden). Zwischen 3:30 und 4:30 Stunden kamen rund 18.000 Läufer über den Zielstrich (Grafik 1). Das sind fünf Finisher pro Sekunde! Nur 3,3 Prozent blieben unter 3:00 Stunden. Zum Vergleich: in den 80er Jahren waren das fast ein Viertel aller Läufer! Das unterstreicht die anhaltende Entwicklung vom Ergebnis- zum Erlebnis Marathon. Zu den MarathonläuferInnen kamen noch rund 9.000 Schüler beim Minimarathon über 4,2195 km, dem Endstück der Marathonstrecke und rund 7.600 Inliner am Vortag. Zum Glück gab es keine größeren medizinische Zwischenfälle.

Grafik 1: Finisher Berlin 2009 nach Zeitintervallen:

Finisher Berlin 2009 nach Zeiten - Grafik, Copyright: www.herbertsteffny.de

New York und Berlin im Zahlenvergleich


Die meisten Marathonläufer gehören bei den Damen und Herren zur Altersklasse 40-45 Jahre (Grafik 2). Bei den Senioren bzw. Mastersläufern gab es teilweise hervorragende Ergebnisse. So siegte in der M50 der spanische Professor Martin Sanchez in 2:32:29 Stunden (netto) oder in der M60 der Pole Antoni Cichonczuk in exzellenten 2:41:00 Stunden vor dem Kölner Winfried Schmidt (2:44:27 Stunden). Bei der Deutschen Meisterschaft in Otterndorf lief Winnie Schmidt bereits eine Woche zuvor eine hervorragende 34er Zeit, ließ aber da nicht nur den M55 Sieger
Charly Doll hinter sich, sondern vielleicht doch zuviele Körner, um den deutschen Altersklassenrekord im Marathonlauf in Berlin zu knacken. In der W55 lief die Portugiesin Conceicao Grare exzellente 3:09:32 Stunden. Fünf Läufer und zwei Läuferinnen finishten in der M/W80, der älteste Werner Sonntag, ein Lauf- und Ultralaufpionier aus Ostfildern benötigte 6:50 Stunden. Während bei den Altersklassen unter 30 Jahren die Frauen noch fast ein Viertel ausmachen, reduziert sich der Anteil der Damen in den höheren Altersklassen zusehends. In der W45 sind es noch 20, in der W55 nur noch 15 und in der W70+ beteiligen sich nur noch rund 6 Prozent Frauen.

Grafik 2: Finisher Berlin 2009 nach Altersklassen:

Finisher Berlin 2009 nach Altersklassen - Grafik, Copyright: www.herbertsteffny.de

...wenig Fernsehpräsenz

Auf rund 60 Millionen Euro schätzt Rüdiger Otto, Geschäftsführer des Veranstalters SCC-Running, die Einnahmen für Berlin, was einem Steueraufkommen von 12 bis 15 Millionen für Land und Bund entspreche, so Otto. Dass man in Berlin zukünftig trotz des hohen sportlichen Wertes mit den Sponsoren Probleme bekommen könnte, liegt an der verminderten Fernsehpräsenz. War das Rennen vor zwei Jahren noch in voller Länge live in der ARD, so speckte man die Übertragung im Ersten im Vorjahr trotz Mikitenko Sieg und Haile Weltrekord bereits auf eine 45-minütige Sendung. Wegen der zu gering erachteten Einschaltquote (um 8 Prozent) zog man in diesem Jahr sogar die Übertragung eines Trachtenumzuges beim Oktoberfest in München vor. Der brachte es auf immerhin über 12 % Einschaltquote. Wenigstens übertrug RBB den Marathon live, den ich wieder über fünfeinhalb Stunden als Co-Kommentator mit Ralf Scholt kommentieren durfte .

Ergebnisse Männer:
1. Gebrselassie, Haile (ETH) 02:06:08
2. Kiprop, Francis (KEN) 02:07:04
3. Terfa, Negari (ETH) 02:07:41
4. Debele-Tulu, Dereje (ETH) 02:09:41
5. Kering, Alfred (KEN) 02:09:52
6. Assefa, Girma (ETH) 02:09:58
7. Wondimu, Eshetu (ETH) 02:12:28
8. Fujita, Atsushi (JPN) 02:12:54
9. Takahashi, Kensuke (JPN) 02:13:00
10. Nyasango, Cuthbert (ZIM) 02:13:19
17. Seiler, Christian (GER) 02:18:11
  Ergebnisse Frauen:
1. Besuye, Atsede-Habtamu (ETH) 02:24:47
2. Skvortsova, Silvia (RUS) 02:26:24
3. Daska, Mamitu (ETH) 02:26:38
4. Console, Rosaria (ITA) 02:26:45
5. Getaneh, Genet (ETH) 02:27:09
6. Malot, Leah (KEN) 02:29:17
7. Aryasova, Tatiana (RUS) 02:32:17
8. Nyetipei, Jacqueline (KEN) 02:34:15
9. Neuenschwander, Maja (SUI) 02:35:43
10. Haining, Hayley (GBR) 02:36:08
11. Schulz, Melanie (GER) 02:44:56

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