Die Dopingbeichte des Bernhard Kohl |
Copyright: Herbert Steffny
natürlich können Sie hierhin verlinken!Radprofi Bernhard Kohl gibt Rücktritt bekannt und packt aus
(26.05.2009)
Der Gesamtdritte und Gewinner der
Bergpreiswertung bei der Tour de France 2008 Bernhard
Kohl gab gestern in Wien seinen sofortigen
Rücktritt vom Radsport bekannt. Im Oktober 2008 wurde
Kohl der Gebrauch des Epo-Derivats Cera nachgewiesen,
daraufhin legte er ein Geständnis ab und wurde wegen
Doping gesperrt. Bei der TV-Sendung Beckmann
packte der frühere Radrennfahrer gestern abend als
Insider der ersten Reihe im Gegensatz zu Armstrong,
Ullrich, Klöden und Co. über die Praktiken im Radsport
aus. Immerhin zeigte Bernhard Kohl hier Größe und nicht
die Scheinheiligkeit wie viele seiner leugnenden oder
überaus schweigsamen Kollegen.
Nachdem es bei Human Plasma nicht
mehr möglich war, habe sich Kohl mit zwei anderen
Sportlern selbst eine Blutzentrifuge gekauft und sich die
roten Blutkörperchen während der Tour beispielsweise
einen Tag vor einer schweren Bergetappe zugeführt. Man
machte das in einem kleineren Kreis, um sich sicherer zu
fühlen. Er hatte 2008 insgesamt zwei Liter in vier
Beuteln zu Verfügung, wovon er eineinhalb Liter benutzt
habe. Stefan Matschiner, sein früherer
Manager, war sein Hintermann. Gegen ihn laufen
juristische Ermittlungen. Aus der Untersuchungshaft wurde
dieser erst vor kurzem entlassen. Matschiner habe Blut im
Flieger aus Österreich zur Tour ins Hotel nach
Frankreich gebracht. In einer ruhigen Minute zwischen
Interview, Massage oder Essen wurde das Blut
reinfundiert, das dauerte ca. 20 Minuten. Den Vorteil
spürt man ganz klar. "Man ist eine Spur weniger
müde, die Beine drehen sich lockerer." Kohl fuhr
seit 2006 für das Team Gerolsteiner,
dass sich selbst immer als Sauberteam darstellte. Zur
Rolle der Teamärzte meine Kohl: "Ich kann definitiv
sagen, dass es nicht teamorganisiert war wie scheinbar
bei Telekom, T-Mobile. Ich habe mit Stefan Matschiner
meinen Hintermann gehabt." Zur möglichen Mitwisserschaft
von Team-Ärzten äußerte sich Kohl: "Wenn
ein Arzt 1 und 1 zusammenzählen kann, weiß er, dass
diese Leistung bei der Tour de France wahrscheinlich
nicht ehrlich zustande kommt." Ob ein Arzt definitiv
beteiligt oder als Zeuge dabei war, dazu mochte Kohl
nichts sagen. "Kein Kommentar!" Er müsse
aufpassen wegen möglicher zivilrechtlicher Klagen. Heute
kündigte der ehemalige Gerolsteiner-Chef Hans-Michael
Holczer bereits rechtliche Schritte an und verlangte
von Kohl eine Erklärung wie die Andeutungen gegenüber
seinem früheren Gerolsteiner-Teamarzt Mark
Schmidt aus Erfurt zu bewerten seien. Schmidt
wechselte mit Gerolsteiner Fahrern und dem Sportchef Christian
Henn zum Team Milram. Milram zog Schmidt
mittlerweile von der morgen beginnenden Bayern Rundfahrt
ab.
Seine persönliche Bilanz: "Ich fühle mich als Betrüger für Fans und für die Öffentlichkeit und möchte mich dafür entschuldigen, bei meinen Fans, besonders bei der Jugend, da habe ich versagt, aber bei meinen Mitstreitern nur relativ." Doping sei "Betrug an der Öffentlichkeit, aber nicht an meinen Mitstreitern." Kohl vollzog einen öffentlichen Meinungswandel. Behauptete er noch im Juni 2008 ohne Doping Höchstleistungen zu erbringen, so erklärte er jetzt: "Man muss als Sportler ein Doppelleben führen - es ist ein Leben des Lügens." und deswegen jetzt der Rücktritt. "Bei einem Comeback nach der Sperre hätte er wieder erklären und lügen müssen wie sauber er sei, nur, ...es sei nicht möglich. Ohne Doping gibt es keine Chancengleichheit im internationalen Spitzenfeld." Er will das nicht mehr weiterführen. Deshalb ist endgültig Schluss!" So der Held, der dann zum Buhmann der Österreicher abstieg. "Die Entscheidung ist mir schwergefallen. Radsport war bisher mein kompletter Lebensinhalt." Seine Zukunft sieht Kohl so: "Mich kennt jeder Österreicher, es ist schon schwer mich in der Öffentlichkeit zu bewegen. Doping hat bei mir mit 19 Jahren begonnen, heute möchte ich einen kleinen Teil zur Doping Prävention beitragen und vor allem Jugendliche aufzuklären bevor sie mit Doping in Kontakt kommen." so der 27-Jährige. |
Doping - Schweigekartell um Jan Ullrich und Co...
Satire: Wie kamen die Blutbeutel von Ulle zu Dr. F.?
Satire: Wir dopen auch und freuen uns auf die Tour de France!
Mehr Lust auf Lesen ?
weitere Artikel von Herbert Steffny
meine Lauf- und Walkingbücher