Düsseldorf Marathon
2011 |
Autor
und Copyright: Herbert Steffny
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Jan Fitschens
hartes Düsseldorf Marathon Debüt
Marathonläufer
leiden am Muttertag unter der Hitze
(von Herbert Steffny aus Düsseldorf 8.5.2011)
Marathon Vortrag oder Workshop mit Herbert Steffny?
Start beim
Düsseldorf Marathon 2011 - ganz links Jan Fitschen bei seiner
Premiere
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)
Heiß war es in Düsseldorf, beim Marathon und der Eurovision Song Contest prägte bereits die City von Düsseldorf. Ob Veronika aus der Slowakei auch joggt?
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)
Jan Fitschen war nach dem Start noch guter Dinge...
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)
... am Ende war es ein hartes Stück Arbeit in Düsseldorf - nicht nur für die erfolgreiche Premiere von Jan Fitschen, sondern auch für Tausende von Freizeitläufern.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)
Der Kenianer Nahshon Kimaiyo siegte nach einem langen Laufsolo überlegen.
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Auch die Äthiopierin Merima Mohammed konnte sich frühzeitig von der Konkurrenz absetzen.
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Die eigentlich zurückgetretene Sonja Oberem (links) verlor nur knapp das Duell gegen Melanie Schulz um die beste Platzierung einer Deutschen.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)
Klasse Lea! Unsere Teammitglied und Seminarbetreuerin Lea Bäuscher stellte trotz der Wärme neue persönliche Bestleistung auf und war die drittbeste Deutsche!
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)
Verhalfen im Vorjahr noch optimale Witterungsbedingungen dem Düsseldorf zu einem neuen Streckenrekord (Iaroslav Musinschi 2:08:31 Stunden), so war in diesem Jahr bei der neunten Auflage am Muttertag eher herrliches Biergartenwetter. Bis zu 27 Grad am Nachmittag waren angesagt, am Start um 9.30 Uhr war es bereits sonnig bei 21 Grad und bis 14.00 stieg das Quecksilber in der Tat bis auf 27 Grad Celsius. Dadurch kamen viele Zuschauer an die Strecke und in die Stadt. Die Sitzgarnituren vor den Altbierkneipen in der Innenstadt waren voll besetzt und die Eisdielen nahezu leergelutscht. Zudem waren am Rathausplatz Bühnen aufgebaut auf denen, neben den Siegerehrungen der Marathons auch die Interpreten des am nächsten Wochenende folgenden Eurovision-Song-Contest schon einmal Kostproben ihres Könnens darboten. Die Stadt war bereits im "Lena-Fieber". Auch die Fotografen freuten sich: "Wenn die Sonne lacht - Blende acht!" Weniger zu lachen hatten die Athleten. Hier floß Bier, da der Schweiß. Viele monierten neben der Wärme auch den teilweise stark wehenden Wind - aber: wo Gegenwind ist, gibt es auch Rückenwind und bei Hitze kühlt ein Lüftchen runter. Bestzeitenwetter sieht jedenfalls anders aus.
Die Leiden des Jan F.
Einen schlechteren Tag hätte sich Jan Fitschen für sein mit Spannung erwartetes Debüt kaum aussuchen können. Noch am Start war er guter Dinge. Von 2:15 Stunden war im Vorfeld die Rede und eine Gruppe mit Tempomachern leitete den Watterscheider Europameister über 10.000 Meter 2006, dann auch bei Halbmarathon auf einen Kurs zu einer Zeit von 2:14:30 Stunden. Die Vorleistungen über Halbmarathon und 25 Kilometer, wo er in Herne in 1:16:53 Stunden siegen konnte, entsprachen indes zwar schon ca. 2:14 Stunden, aber nicht beim Debüt und nicht bei Wärme. "Man muss halt was riskieren!" so der immer mitteilungsfreudige, aber doch reflektierende Physiker hinterher. Aber beim Marathon ist das riskanter, vor allem, wenn man unerfahren ist. "Nach 30 Kilometer beginnt der Marathon erst" heißt es so schön, doch für den 34-Jährigen kam diese Erfahrung noch viel früher. Schon kurz nach Halbmarathon (67:15 Minuten) flog die bis dato rund 10-köpfige Gruppe auseinander. Der Ukrainer Vasyl Remshchuck beschleunigte und verabschiedete sich nach vorne, die Tempomacher machten vorzeitig schlapp, der Leinfeldener Martin Beckmann bekam eine Asthmaattacke und beendete zum wiederholten Male einen Marathon nicht. Es war tatsächlich ungewöhnlicher Pollenflug. Normalerweise habe ich selbst damit keine Probleme, musste aber plötzlich in einem Park beim Goethemuseum auch einige Minuten lang heftig nießen. Auch andere Läufer beklagten sich später darüber.
Zuversicht am Start...
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)...ab 21km auf die Zähne beissen...
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)...sich ab jetzt Marathoni nennen!
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)
Willkommen im Club Jan!Für Jan Fitschen kam dieser frühe und ungeplante Alleingang ins Niemandsland völlig unerwartet. Aber so etwas kann im Marathon schnell passieren. Ich kann mich selbst erinnern, wie beim Frankfurt Marathon 1991 "meine" Tempomacher schon bei 8 bzw. 15 Kilometer schlapp machten. Alleine musste ich damals die Olympianorm laufen. Was früher nicht erlaubt war: Fitschen hatte wenigstens noch den Bundestrainer Ronald Weigel auf dem Mountainbike dabei. Fast 20 Kilometer Sololauf standen ihm bevor. Zunehmend sah man dem Novizen auch an, dass er die Zähne zusammenbeissen musste, um nicht auszusteigen, denn das war sein Mindestziel. Einen anderen 10.000 Meter Umsteiger, Dieter Baumann, hat man da schnell im Gedächtnis, der in Hamburg 2002 mit großen Hoffnungen beladen startete, aber dann bei 30 Kilometer ausgepumpt ausstieg. Doch Fitschen biss sich in Düsseldorf durch und kam letztlich in 2:20:15 Stunden ins Ziel. Dass das nicht einmal unter 2:20 Stunden war, aber dennoch deutsche Jahresbestleistung, war ihm egal. Die Zeit war für ihn angesichts der vielen Trainingskilometer dann doch etwas enttäuschend, aber Hauptsache gefinisht, das Mindestziel. Dass ihm viele Experten später klar machten, dass bei der Wärme auch gestandene Marathonläufer wie der Österreicher Günter Weidlinger (kollabierte bei 25km nach 65:45min bei 21,1km) ausstiegen und selbst einige Kenianer platzten, milderten den Frust dann doch ein wenig. Er sieht seine Zukunft auf jeden Fall weiterhin auf der Straße beim Marathon. So der gelöst wirkende Fitschen später bei der Pressekonferenz. Wichtig ist es erst mal ein Debüt hinzulegen. Das gilt nicht nur für Hobbyläufer. Die erste Erfahrung war für den Wattenscheider sicherlich hart, aber das wird ihm auch Härte geben. Einige Jahre hat er noch vor sich. Willkommen im Club, Jan!
Solo Nummer 1: Kimaiyo im Alleingang zum Sieg
Auch an der Spitze ist es manchmal sehr einsam. Nicht alle Kenianer patzten. Schon früh ergriff Nahashon Kimaiyo die Initiative. Drei Tage zuvor wurde der Mann aus der Laufmetropole Eldoret 28 Jahre alt und machte sich im Nachhinein das schönste Geburtstagsgeschenk. Bei Halbmarathon in für die Wetterverhältnisse flotten 63:55 Minuten hatte er bereits einen Vorsprung von rund 200 Metern. Zwar erlahmten auch bei ihm letztlich die Kräfte, aber sein Sieg in 2:10:54 Stunden war nie gefährdet. Seinen Hausrekord von 2:10:36 Stunden verpasste er dabei nur knapp. Sein erstes Rennen hatte der Kenianer erst im letzten Jahr, wo er beim Antwerpen Marathon als Tempomacher verpflichtet wurde und unterwegs beschloss durchzulaufen. Er siegte damals in 2:12:00 Stunden. Eine sehr vorsichtige Renneinteilung verhalf dem Ukrainer Vasyl Remshchuck zum zweiten Platz. Zunächst in der "Fitschengruppe" mitlaufend, beschleunigte er erst auf der zweiten Hälfte, die er nach 67:14 in flotteren 65:53 Minuten zurücklegte und dabei einen Afrikaner nach dem anderen einholte. Mit 2:13:09 verbesserte der 30-Jährige letztlich trotz der Wärme seine Bestzeit um über zwei Minuten! Der auf dem Papier schnellste des Starterfelds Chala Lemi (Bestzeit 2:08:49 Stunden) spielte zu keiner Zeit eine Rolle. Der Äthiopier wurde nur Fünfter in 2:15:17 Stunden. Nur sieben Athleten blieben unter 2:20 Stunden, 52 unterboten die 3:00 Stundengrenze. Das ist sehr wenig und liegt nicht nur am Wetter, sondern auch an der deutschen Meisterschaft in Hamburg in zwei Wochen, wo sich die hier fehlende "zweite Garde" ein Stelldichein gibt. Andererseits haben wir auch nicht mehr soviele Läufer in diesem Bereich wie früher und ähnlich wie in Köln (soweit man Düsseldorf überhaupt mit der anderen Rheinseite vergleichen darf ;-)) sind beide Marathons hinter der Elite eher regionale Sportevents.
mehr Info zu LaufbüchernFür die richtige Marathon-Vorbereitung:
Das große Laufbuch
von Herbert SteffnyDas umfassende Standardwerk mit bewährten 10k, Halb-, Marathon- Trainingsplänen 368 Seiten, Südwestverlag
Solo Nummer 2: Mohammed im Alleingang zum Sieg
Die erste Frau Merima Mohammed aus Äthiopien war mit 2:28:15 Stunden im Gesamteinlauf schon auf dem 11. Platz! Noch mehr als der Männersieger lief sie von Beginn an ihr eigenes Rennen. Ursprünglich war für die 2:23:06 Stunden Läuferin ein Start in Boston geplant, aber es gab Probleme mit dem Visum und so disponierte sie auf Düsseldorf um. Ihre Siegerzeit ist für die Wärme in Ordnung und die zweibeste Leistung jemals bei den Damen in Düsseldorf. Die nächsten Ränge belegten die von hinten aufkommende bereits 38-jährige Kenianerin Leah Malot (2:33:21 Stunden) und die Polin Agnieszka Gortel in neuer Bestzeit von 2:33:48 Stunden. Die deutschen Damen konnten anders als in den Vorjahren vorne nicht eingreifen. Schnellste war auf Platz acht in 2:52:04 Stunden die 31-jährige Melanie Schulz, die fast noch von der Lokalmatadorin Sonja Oberem eingeholt wurde. Krämpfe hinderten die 38-Jährige am Ende an einer kleinen Sensation, denn eigentlich hat die frühere Weltklassetriathletin und EM-Marathon Dritte 2002 ihre Laufkarriere schon beendet. Aber mit einem abgespeckten Rad- und Lauftraining schlägt die immer noch kampfeslustige Wahl-Düsseldorferin immer mal wieder zu. Zuletzt siegte sie in 2:47:29 Stunden beim Mallorca Marathon im Oktober 2010. Drittbeste Deutsche wurde Lea Bäuscher, Seminarbetreuerin aus meinem Laufteam. Mit einem Trainingslager in Eldoret in Kenia hatte sie sich eigens auf die erstmalige Unterbietung der 3:00 Stundengrenze eingestimmt. Aber das Wetter machte ihr heute noch einen Strich durch die Rechnung. Die für das Salomonteam Friedberg startende Berglaufspezialistin und frühere hessische Juniorenmeisterin im Halb- und Marathonlauf erzielte, selten genug an diesem Tage, trotz Wärme in 3:01:18 Stunden einen neuen Hausrekord und dürfte demnächst mit mehr Wetterglück die 3:00 Stundengrenze deutlich unterbieten.
Abkühlung bei heißer Musik - Mama und ihre Boy-Group wissen was Läufer brauchen
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)
Leichter Rückgang beim MarathonIm Rahmenprogramm war ein ausgebuchter Staffelmarathon nahezu schon der Hauptlauf. 2.500 Mannschaften gingen in Vierer-Teams an den Start, so dass die Organisation um Renndirektor Jan Winschermann wieder von 14.000 Teilnehmern bei der Gesamtveranstaltung sprechen konnte. Über die eigentlichen 42,195 Kilomter finishten aber letztlich nur 2.597 Läufer. Das ist ein leichter Rückgang gegenüber dem Vorjahr, als 2.986 Läufer das Rennen beendeten. Das lag sicher auch an dem warmen Wetter. 467 Damen liefen über den Zielstrich. Das entspricht einer Frauenquote von 18,0 Prozent. Im Vorjahr lag diese noch bei 19,1 Prozent.
Ergebnisse Männer:
1. Nahashon Kiaiyo KEN 2:10:53 2. Vasyl Remshchuck UKR 2:13:08 3. Jonathan Yego KEN 2:13:49 4. Elijah Yator KEN 2:14:17 5. Chala Lemi ETH 2:15:16 6. Cyprian Mwobi KEN 2:19:24 7. Bekir Karayel TUR 2:19:40 8. Jan Fitschen GER 2:20:15 9. Joseph Kiptum KEN 2:21:21 10. Carlos Santos POR 2:26:00 Ergebnisse Frauen:
1. Merima Mohammed ETH 2:28:14 2. Leah Malot KEN 2:33:20 3. Agnieszka Gortel POL 2:33:46 4. Bahar Dogan TUR 2:34:53 5. Volha Dubovskaya BLR 2:35:24 6. Nilay Esen TUR 2:44:43 7. Remalda Kergyte LTU 2:49:21 8. Melanie Schulz GER 2:52:02 9. Sonja Oberem GER 2:52:29 10. Lea Bäuscher GER 3:01:18