Düsseldorf Marathon 2014
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Autor und Copyright: Herbert Steffny
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Dauerregen verhindert bessere Zeiten
André Pollmächer solide - Nina Stöckert steigt aus
(27.4.2014)

Marathon Vortrag oder Workshop mit Herbert Steffny?

Andre Pollmächer
André Pollmächer lieferte mit 2:13:59 Stunden einen soliden Lauf ab. Er ist bedenklicherweise momentan der einzige deutsche Läufer unter 2:20 Stunden.
(Foto, Copyright: Herbert Steffny)





Beim 12.Düsseldorf Marathon hatte man nach der Pressekonferenz zwei Dinge erhofft: Nach seiner vorzeitigen Absage im Vorjahr sollte dem für Düsseldorf startenden André Pollmächer endlich der Durchbruch gelingen, indem er eine ordentliche Zeit abliefert, die zu seinen Unterdistanz-Bestzeiten über 10.000 Meter (27:55,56 Minuten) und Halbmarathon (1:02:47 Stunden, Berlin 2014) passt. Seine Marathon-Bestzeit erzielt in Berlin 2013 steht bei ausbaufähigen 2:13:05 Stunden. Eine Zeit im Bereich von 2:10 bis 2:12 Stunden wäre nach den bewährten Umrechnungsformeln eher standesgemäß und somit eigentlich überfällig. In Berlin sei er auf Nummer sicher gelaufen, nun sollte aber eine "Kalkuliertes-Risiko-Variante" folgen, wozu eine Halbmarathon-Durchgangszeit von 65:30 Minuten von dem 31-Jährigen eingeplant wurde.

Auf der "To do-Liste" des Veranstalters standen dann noch die Streckenrekorde, wozu man bei den Männern das schnellste Feld, das jemals in der Landeshauptstadt antrat, zusammengestellt hat. Der Schnellste darunter ist der 24-Jährige Endeshaw Negesse aus Äthiopien (2:04:52 Stunden, Dubai 2013). Mit Topzeiten konnten auch seine Landsleute Shami Abdulahi Dawud (2:05:42 Stunden) und der Titelverteidiger und Streckenrekordinhaber Dereje Debele (2:07:48 Stunden) aufwarten. Oder
sollten es die Kenianer Gilbert Yegon (2:06:18 Stunden), Nicholas Kipkemboi (2:06:33 Stunden) und der schnellste 10.000 Meterläufer unter den Startern Moses Masai (26:49,20 Minuten, WM-Dritter) richten? Bei den Frauen hoffte man auf die  Äthiopierin Selomie Getnet, deren Hausrekord erzielt beim Rom Marathon 2013 mit 2:25:15 Stunden knapp unter dem Streckenrekord von 2:25:49 Stunden steht. Aus deutscher Sicht war aus der dünnen Schar der Elite nur Nina Stöcker von Eintracht Frankfurt am Start. Die 22-Jährige lief im vergangenen Jahr in Berlin ihre Bestzeit mit 2:37:46 Stunden.


Dauerregen Fluch oder Segen?

Tja und dann kam es anders. Ein Dauerregen setzte ein. Laut Veranstalter sind wegen des Wetters rund 30 Prozent der rund 4.000 für den Marathon Gemeldeten erst gar nicht zum Start gekommen. Hauptproblem ist aus meiner Sicht, dass die meisten den Regen einfach negativ bewerten. Aber Regen hat auch Vorteile: Trinken und Abkühlen unterwegs ist zweitrangig. Wählt man Laufschuhe aus, bei denen man vorher getestet hat, dass sie auf nassem Untergrund nicht wegrutschen, so ist auch das Problem im Griff. Ich wundere mich immer wieder, dass selbst Eliteathleten davon erst im Rennen überrascht werden. Abkühlen durch Spritzwasser  im Wadenbereich lässt sich durch Vaseline verhindern, ebenso das Aufquellen der Füße bzw. der Haut im Schuh. In Berlin 2010 jammerten fast alle vor dem Start über den Regen. Fakt ist aber, dass die Durchschnittszeit im Ziel aller Läufer mit 4:01 Stunden deutlich schneller war als in den anderen Jahren rund herum, auch in denen, als an der Spitze Weltrekord gelaufen wurde. Und, die Chance Regenfanatiker: die Afrikaner mögen den Regen nicht! Ich für meinen Teil bewerte jedenfalls leichten Regen während des Rennens nicht als Problem, sondern als Chance. Im Dauerregen von München 1989 freute ich mich, dass alle anderen jammerten und lief mit 2:11:30 Stunden damals einen neuen Streckenrekord! Dennoch gab es in Düsseldorf auch störend große Pfützen, die in der kurvenreichen Strecke oft umlaufen werden mussten. Eine wurde sogar zum Verhängnis... dazu unten mehr


Gilbert Yegon verpasst Streckenrekord


Die Männer legten sich vorne dennoch zunächst mächtig ins Zeug. Die Zwischenzeiten von 14:57, 29:56 und 63:31 Minuten bei 5, 10 Kilometer und Halbmarathon waren klar unter Streckenrekordtempo. Bis dahin lag noch eine große 16-köpfige Spitzengruppe zusammen. Zuerst fielen die Äthiopier Shami Abdulhadi Dawud und Titelverteidiger Dereje Debele zurück. Der letzte Tempomacher Ronald Korir führte die Elite mit 1:46:04 Stunden bis zum Kilometer 35. Das war noch exakt auf Kursrekord, doch dann wie so oft, wenn der Tempomacher rausgeht geht das Belauern los. Die fünfköpfige Spitzengruppe bestand aus den Kenianern Moses MasaiGilbert Yegon und den drei Äthiopiern Endeshaw Negesse, Fikadu Teferi und Shengo Kebede. Der 25-jährige Gilbert Yegon, Amsterdam Marathon Sieger von 2009, konnte sich im Finale absetzen und sich den Sieg in 2:08:07 Stunden nur 19 Sekunden über dem Rekord sichern. Die beiden anderen Podiumsplätze gingen an die Äthiopier Endeshaw Negesse (2:08:32) und den Debütanten Fikadu Teferi (2:09:34), die als einzige noch die 2:10 Stunden Barriere unterbieten konnten. Hinterher diskutierte man bei der Pressekonferenz, dass die Wetterbedingungen eine Minute gekostet haben könnte. Jedenfalls gäbe die Stecke 2:05 Stunden her, so der Äthiopier Negesse.


Pollmächer mit solidem Lauf Elfter

André Pollmächer lief dahinter sein eigenes Rennen. mit 31:22 Minuten bei 10 Kilometern und 66:11 Minuten bei Halbmarathon lag der Lakalmatador noch auf einem persönlichen Bestzeitenkurs. Die 30 Kilometer Marke überlief er in 1:34:20 Stunden, immer noch gut für 2:12:40, doch dann schwanden langsam die Kräfte. Mit 2:13:59 Stunden rettete der 31-Jährige sich als 11. Platzierter noch gerade so unter die 2:14er Grenze. In seiner trocken-analytischen Art mäkelte die derzeitige Nummer Eins der deutschen Marathonläufer nicht allzulange am Wetter herum, sondern zeigte sich mit dem Abschneiden eher zufrieden, wohl in der Gewissheit, dass  bei besserem als diesem "Mistwetter" eine 2:12er Zeit drin gewesen wäre. Das ist nicht unrealistisch. Eher macht sich Pollmächer Gedanken um die Kohle, denn mit Platz 11 gab es kein Preisgeld mehr, und ob er nun den EM-Marathon in Zürich oder einen finanziell lukrativeren City-Marathon im Herbst anvisiert, ließ er noch offen. Übrigens klaffte hinter Pollmächer eine 10-minütige Lücke bis der Zwölfte einkam. Hinter der Elitetruppe mit ihren Hasen ist man mit 2:20 Stunden schnell im Niemandsland!




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Nutzte den Regen: die Amerikanerin Annie Bersagel siegte in 2:28:59 Stunden und verbesserte damit ihren Hausrekord um fast zwei Minuten.
(Foto: photorun.net - Veranstalter)


Überraschungssiegerin bei den Damen

Der Athletenverpflichter Christoph Kopp hat die Angewohnheit seinen heimlichen Favoriten die Startnummer 7 zu vermachen. Was bei den Männern mit Moses Masai nicht klappte, machte aber die US-Amerikanerin Annie Bersagel wahr. Die 22-Jährige, die vor kurzem bei der  Halbmarathon-Weltmeisterschaft den 13. Platz erlief, konnte nach einer verhaltenen ersten Hälfte in 1:15:02 eine flottere zweit Hälfte in 1:13:57 Stunden folgen lassen. Bei Halbmarathon lag sie noch über eineinhalb Minuten hinter der Äthiopierin Selomie Kassa Getnet. Doch auf den letzten Kilometern hatte Bersagel, die mit einem norwegischen Trailrunner verheiratet ist, die größeren Reserven und düpierte die schwächelnden Afrikanerinnen. Bei Kilometer 38 übernahm sie zu ihrer eigenen Überraschung die Führung und steigerte mit 2:28:59 Stunden ihre Bestzeit (2:30:53 Stunden) um knapp zwei Minuten. Hinter der Äthiopierin Getnet (2:30:29 Stunden), die für die zweite Hälfte 3:05 Minuten länger brauchte als für die erste, kam die Kenianerin Emily Ngetich in 2:30:50 Stunden noch mit auf das Podest. Aus deutscher Sicht betrüblich: die Frankfurterin Nina Stöcker knickte während des Rennens in einer Pfütze um und musste bei Halbmarathon aus dem Rennen. Damit konnte sie sich nicht für die EM empfehlen. Über die ernüchternde Bilanz des bisherigen deutschen Marathonfrühlings schreibe ich beim Hannover Marathon.

Ergebnisse Männer:

1. Gilbert Yegon (KEN) 02:08:07
2. Endeshaw Negesse (ETH) 02:08:32
3. Fikadu Girma Teferi (ETH) 02:09:34
4. Shengo Kebede (ETH) 02:10:14
5. Moses Masai (KEN) 02:10:36
6. Gosa Tafa Megersa (ETH) 02:12:20
7. Dennis Musembi Ndiso (KEN) 02:13:03
8. Charles Maina (KEN) 02:13:30
9. Aleksei Sokolov (RUS) 02:13:32
10. Tumicha Worana (ETH) 02:13:46
11. André Pollmächer (GER) 02:13:59


Ergebnisse Frauen:

1 Annie Bersagel (USA)
2 Selomie Kassa Getnet (ETH) 02:30:29
3 Emily Chemutai Ngetich (KEN) 02:30:50
4 Jane Jepkogei Kiptoo (KEN) 02:31:21
5 Winfridah Nyansikera Kwamboka (KEN) 02:32:39
6 Remalda Kergyte (LTU) 02:35:29
7 Tetyana Vernygor (UKR) 02:36:03
8 Patricia Morceli (SUI) 02:39:05


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