Nordic Walking - Gymnastikprogramm |
Autor, Copyright Text, Fotos: Herbert Steffny
Gymnastik für Nordic Walker und Walkerinnen
Einführung - Stretching, Dehnen Empfehlung: von Herbert Steffny "Walking / Nordic Walking", |
Gute
Gründe für Gymnastik Rückenbeschwerden, verspannter Nacken und zwackende Beinmuskulatur kommen fast immer vom Sitzen, Faulenzen und Nichtstun, seltener vom Sport. Aber auch monotones und überzogenes Training fördert Verkürzungen und muskuläre Ungleichgewichte, sogenannte Dysbalancen. Wer nur einseitig ohne Ausgleichssport Nordic Walking betreibt, muss nach einiger Zeit mit Verspannungen, Nackenschmerzen und anderen orthopädischen Problemen rechnen. Beim Nordic Walking wird überwiegend die Bein- und Armmuskulatur benutzt. Diese verspannt während des Trainings zunehmend und muss hinterher durch Dehnungs- und Lockerungsübungen wieder geschmeidig gemacht werden. Diese Übungen helfen nicht nur beim Sport, sondern auch im Alltag. Das folgende Gymnastikprogramm entspannt und lockert, fördert zudem das Balancegefühl und hilft übrigens nicht nur nach dem Training, sondern auch nach langem Sitzen im Büro oder im Auto. Sie sind auch eine sinnvolle Prävention und Therapie bei Haltungsfehlern, Rundrücken und Nackenschmerzen. Beginnen Sie mit Gymnastik nicht erst, wenn die Wehwehchen kommen. Wer mit den hier gezeigten Übungen frühzeitig startet, wird vielleicht nie zum Orthopäden müssen. |
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Es gibt für Gymnastik viele gute Gründe:
So dehnen Sie richtigVielleicht sind Sie zu Beginn noch ausgesprochen steif in der Muskulatur. Aber mit geduldigem Bemühen können Sie schon nach einigen Wochen regelmäßigen Dehnens gute Fortschritte erzielen.
Statisches Dehnen ist eine einfache, aber wirksame Variante des Stretchings. Sie sollten in die Übung langsam hinein gleiten und nur so weit dehnen, bis Sie ein deutliches, vielleicht sogar unangenehmes Ziehen, keinesfalls aber Schmerzen verspüren. Halten Sie die gefundene Endposition und dehnen ohne zu wippen jeweils für rund 15 bis 20 Sekunden. Wer beim Dehnen stark wippt, löst nur eine reflektorische Anspannung, sozusagen gegen das Zerissenwerden der betroffenen Muskulatur aus. Sie erreichen also genau das Gegenteil. Zudem kann der Muskel oder ein Gelenk verletzt werden. |
Wann und wie oft dehnen? Üben Sie nach
jeder Nordic Walking Einheit, wenn die Muskulatur noch
etwas warm ist. Sie können auch vorher, müssen aber auf
jeden Fall hinterher stretchen. Wer noch kalt zu heftig
dehnt, geht ein höheres Verletzungsrisiko ein. Das
Dehnen danach ist viel wichtiger als vor dem Training,
denn längeres oder intensives Powerwalking verspannt die
Muskeln. Sie können vor dem Walking zwar sanft dehnen,
es kann aber langsames warmgehen nicht ersetzen! Die
Lockerungs- und Moblisationsübungen sollten auch vor dem
Training durchgeführt werden. Sie brauchen für das
Dehnprogramm rund zehn Minuten. Wiederholen Sie jede
Übung zwei- bis dreimal für beide Seiten, bevor Sie zur
nächsten übergehen. Dehnen Sie Ihre Problemstellen
häufiger. Achten Sie immer auf eine saubere
Durchführung und atmen Sie dabei ruhig weiter. Wann ist Dehnen falsch? Sie sollten niemals in bestehende Schmerzen
hinein dehnen. Bei leichtem Muskelkater dehnen Sie etwas
vorsichtiger, bei starken Muskelschmerzen nach einer
harten bergigen Einheit oder sogar nach einem Walking
Marathon am besten überhaupt nicht. Die Muskelfasern
sind angeschlagen und werden gerade repariert. Hier wäre
ein Wannenbad, Spaziergang oder Schwimmen sinnvoller.
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Grundprogramm mit und ohne Stöcke Die hier dargestellten und bewusst einfach
gehaltenen, aber effizienten Übungen sollten Sie
beherrschen. Ich habe einige Übungen ausgesucht, bei
denen der Einsatz der Stöcke als Widerlager oder Stütze
wirklich sinnvoll ist. Auf eine komplette
Inszenierung des Gymnastikprogramms nur mit
Stöcken wurde also bewußt verzichtet, denn es gibt
natürlich auch für Nordic Walker alternative
Übungen, die ohne Stöcke
manchmal sogar besser und einfacher auszuführen sind.
Dazu gehören auch manche Lockerungs- und
Kräftigungsübungen, die Sie am einfachsten ohne Stöcke
durchführen. Sie dürfen sie also auch mal zur Seite
legen. Sollten Sie bei einer Übung starke Defizite
feststellen, so reagieren Sie nicht entmutigt. Ein guter
Sportler trainiert selbstverständlich auch seine
Schwachstellen! Das Grundprogramm lässt sich nach Ihren
individuellen Anforderungen erweitern. |
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Wadenmuskulatur Mit den Händen gegen die leicht nach vorne gesetzten Stöcke abstützen, ein Bein gestreckt so weit nach hinten setzen, dass dabei die Ferse gerade noch flach auf dem Boden bleibt, die Fußspitze zeigt nach vorne, Körper gerade halten, nicht vorbeugen. Die Übung dehnt den großen Wadenmuskel und ist wichtig zur Vermeidung von Achillessehnenbeschwerden. |
Untere Wadenmuskulatur
und Achillessehne Variante der vorhergehenden Übung: Das hintere Bein nicht ganz so weit nach hinten setzen und das Knie einknicken, wobei die Ferse am Boden bleibt. Dehnt die untere Wade (Schollenmuskel) und die Achillessehne noch intensiver. |
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Oberschenkelrückseite Mit den etwas breiter gestellten Stöcken für festen Halt sorgen. Ferse nach vorne auf den Boden oder eine nicht zu hohe Auflage wie Treppenstufe oder niedrige Mauer setzen, Knie leicht beugen, nicht strecken (!), und den Oberkörper, mit geradem Rücken aus dem Becken nach vorne kippen. Der Fuß des Standbeins sollte nach vorne zeigen. Wichtig: wer nur einen Rundrücken buckelt, wird nichts spüren und wer das Knie vollkommen streckt und sogar noch die Fussspitzen anzieht, wie es oft dargestellt wird, dehnt die Kniekehlen oder sogar Waden, aber nicht die Rückseite des Oberschenkels! |
Hüftbeuger- oder Hüftlendenmuskel Aus dem Stand bei senkrecht gehaltenen Stöcken in den Ausfallschritt gehen, das hintere Bein möglichst gestreckt ganz weit nach hinten schieben, dabei den Fuß nicht seitlich drehen. Der Unterschenkel des vorderen Beins steht senkrecht zum Boden. Der Oberkörper ist eher aufrecht, nicht nach vorne gelehnt, aber auch ohne Hohlkreuz. Nun lassen Sie sich tief nach unten durchhängen. Dieser Muskel zieht vom Oberschenkel vorne in zwei Ästen hoch ins Becken und an die Wirbelsäule. Er wird beim Heben des Beins beansprucht und durch Sitzmarathons meist stark verkürzt, was zusmmen mit schwacher Bauchmuskulatur zu Rückenbeschwerden führen kann. |
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Hüft- und tiefe Gesäßmuskulatur Sie sorgen mit breiter gehaltenen Stöcken für eine gute Stütze und gehen in die Hocke. Nun legen Sie einen Unterschenkel auf das Knie des anderen Beines, und gehen noch tiefer in die Hocke und beugen den Oberkörper vor, das Knie sollte dabei im rechten Winkel bleiben. Bei richtiger Ausführung spüren Sie die Dehnung in der seitlichen Gesäßmuskulatur. Diese Übung dehnt vor allem den Piriformis-Muskel, der bei Verspannung auf den unter ihm durchlaufenden Ischiasnerv drücken kann und ihn dabei reizt (Pseudo-Ischias). |
Oberschenkelinnenseite, Adduktoren Aus dem Stand auf festem Untergrund weit in die Grätsche gleiten, Hohlkreuz durch Anspannen der Rumpfmuskulatur vermeiden. Es sollte auf den Innenseiten der Oberschenkel ziehen. |
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Brust-, Schulter und Nackenmuskulatur Sie stützen sich auf die weiter nach vorne breit aufgestellten Stöcke. Nun lassen Sie den Oberkörper dazwischen ganz entspannt tief nach vorne durchhängen. Sie können die Übung durch unterschiedliche Stellung der Stöcke weiter vorne oder seitlich variieren. Sie dehnen dadurch unterschiedliche Anteile der Muskulatur im Brust-, Schulter und Nackenbereich. |
Oberschenkelvorderseite Im Stand an einem Stock Halt suchen, ein Bein anwinkeln, am Fußgelenk mit der anderen Hand umfassen und zum Gesäß ziehen, das Knie zeigt nach unten, nicht seitlich, Hohlkreuz durch Anspannen der Gesäß- und Bauchmuskulatur vermeiden, Sie können dazu auch mit dem Standbein ganz leicht in die Hocke gehen. Eine verkürzte Muskulatur der Oberschenkelvorderseite führt zur Beckenkippung nach vorne und oft zu einer Entzündung des Ansatzes seiner Sehne unterhalb der Kniescheibe und des darunter liegenden Knorpels im Knie. |
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AusschulternDiese einfache Mobilisationsübung dient wie die nachfolgenden dem Auflockern der Arme und des Schultergürtels vor und nach dem eigentlichen Nordic Walking Training. Greifen Sie einen Stock mit beiden Händen so weit außen, dass Sie die beiden gestreckten Arme von vorne parallel nach hinten bis zum Gesäß und wieder zurück führen können. |
RotierenGreifen Sie ähnlich wie bei der vorigen Übung mit beiden Händen einen Stock weit außen. Nun kreisen Sie mit gestreckten oder fast gestreckten Armen die Stockenden abwechselnd auf und ab, sodass der Stock alternierend vor und hinter dem Oberkörper rotiert. |
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ArmkreisenLegen Sie den Stock zur Seite. Nun kreisen Sie mit gestreckten Armen vorwärts und rückwärts. Schwierigere Variation: versuchen Sie doch mal die Arme vor- und rückwärts gegeneinander zu schwingen. Ein Arm fällt nach unten, während der andere nach oben schwingt. Das ist gleichzeitig eine gute Koordinationsübung und Gelegenhiet zum Erlernen neuer Bewegungsgmuster. Nicht gleich verzweifeln, Sie werden es mit einiger Übung bestimmt hinbekommen. |
BrustmuskulaturHeben Sie die Arme gewinkelt in die Waagerechte. Nun führen Sie die Arme nach hinten. Sie dehnen damit aktiv die Brustmuskulatur. |
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Trizeps-MuskelLegen Sie zunächst den zu dehnenden Arm wie im Bild mit der gespreizten Hand hinter den Kopf in den Nacken. Nun greifen Sie den nach oben stehenden Ellenbogen mit der Hand des anderen Arms und ziehen ihn in Richtung Kopf. |
Kräftigungsprogramm für Läufer und (Nordic) Walker
mehr zu Theorie und Praxis in: "Das große Laufbuch" und "Walking - Nordic Walking"