Frage
von C.S.:
Lieber Herr
Steffny,
Ich trainiere nach ihren Plänen auf den Karlsruhe
Marathon. Da ich noch nie Wettkämpfe gemacht, nahm ich
an einem Halbmarathon teil. Zunächst gings mir gut,
Ernährung super, alles bestens. Vor dem Lauf empfahl mir
ein angeblich "supererfahrener Läufer" wegen
des schwülen Wetters eine Aspirin direkt zu
nehmen, das war eine Stunde vor dem Wettkampf. Zwei
Stunden vorher nahm ich eine Magnesium Tablette.
Ich lief toll, war mit mir und der Zeit zufrieden bis KM
15. Mein Darm. Ich schaffte gerade noch so die nächste
Toilette und das Rennen war wegen Durchfall gelaufen.
Nach diesem Erlebnis habe ich nun Panik vor dem ersten
Marathon. Meine Frage ist: Kann es möglich sein, dass es
mit dem Aspirin zusammenhängt, denn es ist meine einzige
Erklärung im Moment? Helfen Sie mir meine Psyche ein
wenig aufzubauen!
Antwort
von Herbert Steffny:
Hallo Frau
S.,
Machen wir es kurz: Werden Sie nicht unsicher, sondern
vertrauen Sie auf Ihr vorheriges Training und nicht auf
irgendwelche "last minute" Hilfsmittelchen!
Lassen Sie in erster Linie das Magnesium
weg, dass sorgt nur für Durchfall. Es ist ein pharmazeutisches
Märchen, dass man vor dem Marathon noch
Magnesium schlucken soll, obwohl das viele tun! Ich tat's
nie! Wenn etwas nutzen kann, dann wäre es Kochsalz
(1-1,5 gr./ Liter) in einem Wettkampfgetränk. Aber an
Kochsalz kann die Industrie nichts verdienen, deshalb
schürt man die Magnesium Story. Kochsalz fördert die
Wasseraufnahme und bindet Wasser besser im Körper.
Magnesium ist bei der Alltagskost wichtig, nutzt aber
nichts beim Wettkampf, sondern schadet sogar eher. Wenn
Sie genügend Vollkornprodukte, Gemüse, Salate und Obst
essen, wenig Kaffee und alkoholische Getränke trinken,
haben Sie ohnehin keinen Magnesium Mangel! Magnesium
ist das Zentralatom des Chlorophylls, des
grünen Blattfarbstoffs. Essen Sie viel
"Pflanzenzeugs", bekommen Sie auch viel
Magnesium. Ebenso sind Mineralwässer mit einem hohen
Magnesiumgehalt (über 100 Milligramm/Liter) oder
Gemüsesäfte hervorragende und natürliche Quellen für
Magnesium in der Alltagskost.
Auch Aspirin
vor einem Wettkampf zu nehmen, wird als Schmerzbetäuber
und auch als vermeintlicher "Blutverdünner"
empfohlen. Das kann im Wettkampf gar nicht funktionieren,
denn im Marathon wird das Blut durch Schweißverluste
dickflüssiger. Sie müssen also trinken! Aspirin kann
das niemals ersetzen und auch kein Wasser im Körper
halten. In Ruhe mag es die Fließeigenschaften und
Gerinnungseigenschaften des Bluts verbessern, aber nicht,
wenn man "ausgetrocknet" ist. Dann hilft nur
Flüssigkeit trinken. Die Unsitte im Training
Aspirin zu schlucken und
weiterzutrainieren, bedeutet das körpereigene Warnsystem
"Schmerz" auszuschalten. Das führt natürlich
zu Überlastungen und chronischen Verletzungen bis hin
zur Operation.
Tipps zur optimalen
Wettkampfvorbereitung und auch zum Sinn und
Unsinn von Nahrungsrgänzung finden Sie in meinen Laufbüchern. Lesen Sie da insbesondere das
Kapitel "Count down auf den Marathon" im Buch "Das
große Laufbuch". Scheinbar trainieren Sie ja nach einem
meiner Pläne. Wenn Sie die Ernährungsthematik
ausführlicher interessiert: Schauen Sie in unser
umfangreicheres Ernährungsbuch: "Herbert Steffny,
Uli Pramann, Charly Doll - Perfektes Lauftraining - Das
Ernährungsprogramm" vom Südwestverlag 237 S.. Darin ist nicht
nur ausführliche Theorie mit vielen praktischen Tipps
aus unserer Erfahrung, sondern auch Rezepte von Olympiakoch
Charly Doll, der
selbst Weltklasseläufer war.
Also nur
nicht mehr vor dem Wettkampf unsicher werden und nicht
mehr vorher von Wichtigtueren bequatschen lassen!
Checkliste für Sie vor dem ersten Marathonstart:
- ...Ihre Hausaufgaben
sind im Training längst gemacht...
- ...ruhen Sie sich aus
und essen die letzten Tage kohlenhydratreicher...
- ...vertrauen Sie auf
sich...
- ...und lassen sich
nicht mehr bequatschen...
- ...nicht
Wundermittelchen, sondern Sie selbst laufen den
Marathon!
- ...zum Start gefasst
hingehen...
- ...laufen und v.a
langsam (!) beginnen
- ...Marathonläuferin
werden...
- ...danach feiern !!!
:)) - Viel Glück!!!
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